Rainbow's End (Kino & Festivalfassung)
Mit Klaus Wowereit, Peter Tatchell, Tanja Barkhuis, Brett Lock, Stephen
Barris, Ida Lukawska, Jeremy Hooke, Ghassam Makkarem u.v.a.
Die Tageszeitung vom 1.9.2005: "Jochen
Hick und Christian Jentzsch betiteln ihre Dokumentation 'Am Ende des Regenbogens'
und beginnen mit einer Szene aus jenem Berlin von heute, das durch seinen
Regierenden Bürgermeister fast wie ein Sehnsuchtsort weltweit wirkt:
Schwul zu sein ist okay. Discorhythmen, Nachtclubatmo, zwei Männer,
die sich im Chat auf Sexjagd begeben. Und dann wird der Film zu einem
der depressiv-stimmendsten Zeugnisse über die Welt der Homosexuellen
jenseits der westlichen Welten.
Nichts als Horror, Albtraum und Splatter, ob im muslimischen Zusammenhang
oder unter postsozialistischen Hooligankult, der dann auch noch als gesundes
Volksempfinden verbrämt wird. Es sind Bilder und Aussagen, die verstören
und vielleicht auch Heterosexuellen nahe legen sollten, Schwules und Lesbisches
nicht alsMode zu begreifen, sondern, jenseits westlicher Liberalität,
als Grund für Diskriminierung und (oft auch tödliche) Repression.
Albträume, die schon in Polen angesiedelt, in Weißrussland, im Iran
- oder in muslimischen Vierteln westlicher Städte. Diese Doku verdient
die Ausstrahlung in ARD oder ZDF - und einen doppelten Grimme-Preis ohnehin.(...)"
Zum Artikel Zitat Lübecker Nachrichten
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Regie: |
Jochen Hick & Christian Jentzsch |
Kamera: |
Jochen Hick |
Assistenz: |
J. Hartmann, M. Bidner, C. Weber |
Mitarbeit: |
Martha Mendez, Jankees Boer, Igor Lysowskyy, Francoise
Kuntz u.a. |
Sprecher: |
Stephen Taylor (engl. Fassung) |
Schnitt: |
Jörn Hartmann |
Mischung: |
Jörg Theil |
Produktion: |
Galeria Alaska Productions / Jochen Hick im Auftrag
von Arte / ZDF |
Herstell-Ltg: |
Mechthild Kilian, Christian Schwalbe |
Red.Assist. |
Ulrike Leiner |
Redaktion: |
Claus Josten |
Fassung: |
Mehrsprachig: Dt./Engl./Frz./Span./Niederl./Poln.
Engl. Kommentar m. engl. UT / 75 Minuten |
Synopsis:
Europa 2005. Für die meisten Schwulen und Lesben in Frankreich und
Deutschland scheinen die politischen Ziele weitgehend erreicht: Die Bürgermeister
ihrer Hauptstädte bekennen sich als offen schwul, Partnerschaften
und Heiraten werden von Seiten des Staats akzeptiert. Man zieht sich zurück
ins Private und pflegt ein hedonistisches Leben zwischen Datinglines und
Clubbesuchen. Ist Aktivismus und politischer Kampf nicht mehr notwendig?
AM ENDE DES REGENBOGENS reflektiert persönlich bewegende schwul-lesbische
Existenzen im Spannungsfeld der grossen politischen Themen unserer Gesellschaft:
Neu aufkommender christlicher und islamischer Fundamentalismus, Neudefinierung
von Menschenrechten, Asylbegehren und Rechtsradikalismus.
Die Berliner Freunde Christian und Marcel – etwas gelangweilt und
ermüdet vom ständigen Ausgehen und Chatten – stossen im
Internet plötzlich auf Seiten von Aktivistenorganisationen, welche
Ausgangspunkt für eine Reise durch die verschiedenen politischen
und humanistischen Problemstellungen für Schwule und Lesben im heutigen
Europa wird.
Der Engländer Jeremy Hooke aus Norwich versucht seinen weißrussischen
Freund Vadim, der wegen seiner Verfolgung als Homosexueller in seiner
Heimat Asyl in Großbritannien beantragt hat, vor der Deportation
zu bewahren, was ihm misslingt.
Peter Tatchell und Brett Lock von Outrage stehen Jeremy zur Seite. In
ihren Aktionen („Zaps“) anlässlich der Hochzeit von Camilla
und Prince Charles in Windsor und vor dem Westminster Cathedral nach dem
Papsttod versuchen sie auf das Verbot der Homoehe in ihrem Land und auf
die antihomosexuelle Politik des Vatikans aufmerksam zu machen.
Währenddessen wollen Stephen Barris und ILGA Aktivisten aus der ganzen
Welt in Genf vor der versammelten UN-Kommission für eine Festschreibung
des Rechts auf den weltweiten Schutz Homosexueller kämpfen: der erste
Versuch, dies 2004 auf Wunsch der Brasilianer in die UN-Charta aufzunehmen,
wurde abgeschmettert. Eine (un-)heilige Allianz zwischen Vatikan und Pakistan
gegen das Vorhaben haben die Aktivisten dokumentiert.
Der Libanese Ghassan Makkarem stellt in Genf die erste schwullesbische
Zeitschrift im arabischen Raum vor, während der in London lebende
und gläubige Pakistaner Adnan Ali offen gegen Imame spricht, die
Todesdrohungen gegen Schwule befürworten.
In Amsterdam sind Jeroen und Sander nach Übergriffen von arabischen
Jugendlichen in ein anderes Viertel gezogen. Dort gehen die verbalen Beschimpfungen
und körperlichen Angriffe weiter, so dass Joeron verängstigt
nicht einmal mehr zum Einkaufen geht.
Seit dem Tod von van Gogh hat sich die Atmosphäre im einstigen „Gay-Capital“
Europas verschärft. Aktivisten wie Tania Barkhuis unterstützen
den schwulen Marokkaner Shafik, der von Arabern krankenhausreif geschlagen
wurde und deshalb von Tilburg nach Amsterdam flüchtete. Mit Cous-Cous-Abenden
und durch ganz persönliches Streetwork wirbt er um Verständnis
zwischen Arabern und Niederländern.
In Krakau treffen wir wieder auf Stephen Barris, der am Festival der polnischen
„Kampagne gegen Homophobie“ teilnimmt. Der Marsch der Schwulen
und Lesben im letzten Jahr endete in Gegengewalt. Filmausschnitte zeigen
Zurufe von Polen, die die Teilnehmer am liebsten in den Verbrennungsöfen
des nahe gelegenen Auschwitz sehen würden. Kurz nach dem Tod des
Papstes sieht man von einem neuerlichen Marsch ab. Eine andere Organisation
will trotzdem marschieren, doch die Stadt verbietet die Veranstaltung.
Doch die Nazis und Schwulengegner formieren sich trotzdem.
Die teilnehmende Lesbe Beata besucht mit der Gruppe zum fünften Mal
Auschwitz. Die Homosexuellen laden sich selbst ein, da man ihre Vertreter
bei der Feier zum sechzigsten Jahrestag der Befreiung nicht haben wollte.
Während Beata ein Interview in einem Café in Krakau gibt,
begegnen ihr Jugendliche mit dem Hitlergruss. Wenige Monate später
marschiert Beata, die noch nie öffentlich als Lesbe in Erscheinung
trat, zusammen mit der stellvertretenden polnischen Ministerpräsidentin
in der ersten Reihe der vom Warschauer Bürgermeister verbotenen Gay
Pride Demonstration. Nch tätlichen Angriffen und Naziparolen der
Gegendemonstranten wird die Demonstration nach 3 Stunden am Kulturpalast
erfolgreich beendet.
Happy End? Anlässlich des Eurovision-Songcontest in Kiew trifft sich
Jeremy mit seinem abgeschobenen Freund Vadim, der aus Minsk in die Ukraine
reisen durfte – für eine knappe Woche. Fünf Tage bleiben
ihnen für ihr Wiedersehen, für Nähe und Zärtlichkeit.
Doch ihre gemeinsame Zukunft bleibt weiter ungewiss.
Schliesslich wird auch den Berliner Partygängern Marcel und Christian
klar, das Ende des Regenbogens ist lange nicht in Sicht, der Homosexuellenbewegung
bleibt auch im neuen Europa noch viel zu tun.
Weitere Links zum Thema:
LSVD - Lesben- und Schwulenverband in Deutschland http://www.lsvd.de
ILGA - International Gay & Lesbian Organisation http://www.ilga.org
Outrage! http://outrage.nabumedia.com
COC Nederlands http://www.coc.nl
KPH - Kampania Przeciw Homofobii http://www.kampania.org.pl
UNO - United Nations Office at Geneva http://www.unog.ch/
Besonderer Dank an: Philipp Braun, Stephen Barris, Klaus
Jetz, Alexander Zinn, Dennis Bogado, Ida Lukawska, Ania Gruszczynska,
Yvette Morris, Christian Winter u.v.a.
Lübecker Nachrichten vom 30.8.2005: (tsch) "Ich
bin schwul, und das ist auch gut so, liebe Genossinnen und Genossen",
outete sich Klaus Wowereit anlässlich seiner Nominierung für
den Posten des Regierenden Bürgermeisters von Berlin im Sommer 2001.
Wohl, um der Presse vorzugreifen, denn ein schwuler OB in der Hauptstadt
ist durchaus schlagzeilentauglich, falls dieser seine sexuelle Vorliebe
verheimlichen oder gar bestreiten würde. Homosexualität ist
mittlerweile, und das nicht erst seit Wowereit, in der Normalität
angekommen. - Oder etwa doch noch nicht? Der ARTE-Themenabend "Schwul,
lesbisch und stolz darauf!" unternimmt einen Streifzug durch das
Europa unter dem Regenbogen.
Schwule, Lesben, Bisexuelle, Transvestiten - in den Augen vieler heutzutage
der sorglose Inbegriff für ausgelassene Partys und sexuelle Freizügigkeit.
Selbst der Christopher Street Day hat nichts mehr von seinem aufklärerischen
Gedanken und ist zur Schaubühne der Eitelkeiten und zu einer Art
Homo-Karneval verkommen. Doch wie sieht der schwul-lesbische Alltag hinter
den bunten Fassaden der Umzüge aus?
"Am Ende des Regenbogens", eine Dokumentation von Christian
Jentzsch und Jochen Hick, geht um 20.40 Uhr dieser Frage nach. Wie ist
es um die gesellschaftliche Situation von Homosexuellen in Europa wirklich
gestellt? Haben sie dieselben Rechte wie Heteros? Nur ein Beispiel aus
vielen: In England gibt es keine Homoehe. Und sogar im liberalen Holland
verschärfen sich die Töne gegenüber Homosexuellen. Dutzende
von Fällen dieser Art haben die Autoren zusammengetragen, um das
Schwulsein aus verschiedenen Blickwinkeln darzustellen und das angeblich
tolerante Europa zu hinterfragen."
LYCOS & rtv online: "Schwul zu sein ist
etwas ganz Normales – könnte man meinen. Doch der Film von
Christian Jentzsch und Jochen Hick zeigte, dass das Gegenteil der Fall
ist. Sie begleiteten Homosexuelle aus verschiedenen Ländern auf derem
"Leidensweg". Die Autoren haben sich um ein Anliegen verdient
gemacht, von dem man glaubt, es bestehe keine Notwenigkeit mehr, es in
der Öffentlichkeit zu behandeln – weil wir ja alle so tolerant
sind. Doch hier ist es wie mit Rechtsextremismus oder AIDS: Im Vergessen
und Verdrängen liegt die größte Gefahr." (adh)
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