EAST/WEST - Sex &
Politics
Hier finden Sie Pressekritiken zum Film.
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Presseheft Kinostart als PDF hier.
NOT complete! Will be updated on a regular basis!
TEDDY Journal
2008
Axel Schock |
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Die Meldungen und Fotos von den blutig geschlagenen Demonstranten
Volker Beck und "Right said Fred"-Sänger Richard Fairbrass
beim Moskauer Gay Pride sind durch die Zeitungen gegangen und auch
über den aufgebrachten Mob aus Neonazis und radikalen Orthodoxen
hat man gelesen. Diese bedrohliche Szenerie nun aber auf der Leinwand
zu erleben – in der sich abgrundtiefer Hass gegen eine sexuelle
Minderheit in unmittelbarer Gewalt Bahn bricht, die von den direkt
daneben stehenden Ordnungskräften tatenlos geduldet wird –
das lässt einem den Atem stocken. Filmemacher Jochen Hick (Teddy-Gewinner
2003 mit Ich kenn keinen – Allein unter Heteros) geht mit diesen
Bildern erfreulicherweise sehr behutsam und alles andere als sensationsheischend
um, was ihre Wirkung keineswegs schmälert. Er bleibt in erster
Linie nüchterner Dokumentarist, der das Geschehen in einen größeren
Zusammenhang einbindet.
Zwei Jahre lang hat Hick die Vorbereitungen zu den immer wieder verbotenen
Schwulen- und Lesbenparaden in Moskau mit der Kamera intensiv beobachtet.
Lediglich ein Häuflein Mutiger wagt diesen Kampf um elementare
Menschenrechte – die anderen, das ist die bittere Erkenntnis,
sitzen derweil lieber zum Bräunen am Strand der Moskwa oder amüsieren
sich in den Discos.
"Es ist üblich in unserem Land alles undercover zu tun",
sagt der Herausgeber der einzigen schwulen Zeitschrift Russlands.
Warum also die Menschen im Lande mit Demonstrationen provozieren?
Man hat sich mit dem Leben im Verborgenen arrangiert. Und auch solche
Arrangements zeigt Jochen Hick mit dem gleichen feinfühligen
wie kritisch-distanzierten Blick. Schwule Überlebensstrategien,
bei denen die Hoffnung auf einen Demokratisierungsprozess längst
aufgegeben ist.
East/West – Sex & Politics ist gerade für Zuschauer
aus dem liberal-aufgeklärten Westen ein verstörend-beängstigendes
Lehrstück. Darüber zum Beispiel, wie schnell Stammtischparolen
in die Tat umgesetzt werden können, sobald Kirche und Staat sie
offenherzig unterstützen. Und darüber, wie viel Russland
durch Öl- und Gas-Milliarden bereits vom Kapitalismus, wie wenig
aber über Demokratie gelernt hat.
AS
Amnesty International
/ MERSI
C. de la Motte-Sherman |
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Although this film partly uses film sequences, which we saw at the
Berlinale last year the distance, which Hicks has a German to the
topic – and the nearness he has as a filmmaker who recorded
the Moscow Pride events 2006 & 2007 - give the films another viewpoint.
He shows not only the politics of the events, but puts this into the
context of the life of lesbians and gays in Russia – including
the active hatred shown by the Russian Orthodox Church. How greatly
the opinions differ about the actions of Nikolai Alexeeyev among the
gays and lesbians of Russia are clearly depicted. The depth of these
differences does not make the tasks and difficulties, which confront
the LGBT people of Russia, easier to overcome or end.
The argumentation of the opponents of Alexeyeev in essence “Russia
is not yet ready for this”, is not difficult to understand
or even sympathise with – BUT whichever country, whichever
minority, whichever people you consider the time, is NEVER right
and has never been right – for those with weak nerves or something
to loose as a result of granting human rights to a minority or the
national rights of a people.
If you take the self-government for the British colonies, in the
1960's etc.; the Easter Rising in Ireland (1916); the re-establishment
of Poland as a national unit after 1795; the demand for human rights
for sexual or other minorities in "our time", it is –
just like the argumentation used against the Anti-Discrimination
Laws in Germany, - either too early, too expensive, or not necessary
because there is no discrimination, no minority - or in the case
of Ireland and Poland – no nation"!
C. de la Motte-Sherman
Der Tagesspiegel
Frank Noack 9.2.2008 |
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In Russland wurde der Schwulenparagraph 121 unter Boris Jelzin abgeschafft.
Die Gewalt gegen Schwule und Lesben geht vom Volk aus und die Polizei
sieht zu. Die Diskriminierung erfolgt hier nicht im Namen einer
Kirche – was ihre Bekämpfung so schwierig macht. Die
allgegenwärtige Gewalt ist auch nicht primär homophob:
Wie eine lesbische Aktivistin in Jochen Hicks Dokumentation „East/West
– Sex & Politics“ (Panorama) betont, geht die Polizei
generell brutal gegen regierungskritische Demonstranten vor, nicht
speziell gegen schwul-lesbische Gruppen. Es kommt sogar eine ältere
Moskauerin zu Wort, die Schwule mag und Ausländer hasst. Hick
bietet ein vielfältiges Bild, das keine Gruppe gegen die andere
ausspielt.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/kino/berlinale/Berlinale-Forum;art16892,2473039
TeddyTV.org
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Auch wenn die Berlinale in diesem Jahr generell weniger politisch
ausfällt und eher im Zeichen der Musik steht, bleibt das Panorama-Programm
wunderbar unbequem. Wie auch der neue Film von Regisseur Jochen Hick
("Cycles of Porn"), der am Montag auf der Berlinale gezeigt
wird.
Wir trafen Hick schon mal auf ein kurzes Interview, um mit ihm über
"East/West - Sex & Politics" zu sprechen. Sex und Politik
- ein Thema, dass sich durch alle Filme von Jochen Hick zieht.
Video: Interview
JOCHEN HICK and ANDREAS STROHFELDT
Hick, der sein Herz ausnahmslos dem Dokumentarfilm verschrieben
hat, drehte zusammen mit seinem Assistenten Andreas Strohfeld über
einen Zeitraum von zwei Jahren die Vorbereitungen zu der immer wieder
verbotenen Gay-Pride in Moskau, die übrigens derzeit unter
Künstlern als eine der aufregendsten Städte Europas gilt.
Von insgesamt 384 Filmen (aus 59 Produktionsländern) laufen
allein über 50 Filme im Panoramaprogramm. Mehr als 30 Filme
muss sich die achtköpfige TEDDY-Jury innerhalb von 8 Tagen
anschauen, bevor sie sich zu einer geheimen Abstimmung über
die diesjährigen TEDDY- Gewinner zurückziehen wird. Der
diesjährige TEDDY-Präsident, Basil Tsiokos, kommt übrigens
aus New York. Er arbeitet seit 1996 als künstlerischer Leiter
für das New Yorker Queer-Filmfestival "New Fest"
und seit 2005 als Kurator für den US-Dokfilm beim Sundance
Film Festival. Die Aufgabe des TEDDY- Jury- Präsidenten wird
es sein, bei den Diskussionen um die gesehenen Filme und bei der
Abstimmung zu vermitteln und zu moderieren.
TIP Berlin
Ulrike Rechel |
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Queer Cinema
Das Filmplakat von „Brokeback Mountain“ hängt im
Büro des Herausgebers eines schwulen Magazins in Moskau, der
Filmtitel auf Kyrillisch. Das Drama um eine unterdrückte Cowboy-Liebe
im Amerika der Sixties gilt in Moskaus Schwulen-Community als Kultfilm.
Wobei es mit dem „Community“-Gedanken nicht allzu weit
her ist in Russland. Hier hat Jochen Hick „EAST/WEST –
Sex & Politics“ gedreht. Die Schwulen und Lesben, die er
porträtiert, brauchen gehörigen Mut, um sich öffentlich
zu ihrer Lebensweise zu bekennen und für gleiche Rechte einzutreten.
Die meisten russischen Homosexuellen begnügen sich damit, hinter
verschlossenen Türen zu leben – „so hat das doch
schon immer funktioniert in diesem Land“, sagt der Zeitungsmacher
des „Kvir“-Magazins schulterzuckend.
Im Panorama-Programm bilden Dokus wie „EAST/WEST“ einen
Themenschwerpunkt: Der Fokus liegt auf Filmen, die widerständische,
teils noch zögerliche Kräfte in Ländern beobachten,
in denen schwul-lesbische Lebenskultur auf unerbittliche Gegenreaktion
trifft. Es sind die Dokumentarfilmer, die auf der Berlinale am lebendigsten
von dem Konflikt erzählen, der aus dem Zwiespalt zwischen Identität
und Glauben erwächst. Insbesondere islamischen Ländern
gilt das Interesse – aber eben auch Putins Russland oder dem
gegenwärtig wieder nach rechts driftenden Italien: Eine fast
tagesaktuelle Bestandsaufnahme zur Frage der rechtlichen Gleichstellung
homosexueller Lebensgemeinschaften versucht der Film „Improvvisamente
l’inverno scorso“. Entsprechende Gesetzesentwürfe,
deren hitzige Verhandlung das Regieduo Gustav Hofer und Luca Ragazzi
dokumentiert, geraten im Verlauf der Dreharbeiten peu à peu
aufs Abstellgleis.
Die gegenseitige Mobilisierung läuft in Rom freilich besser
als in Moskau. In „EAST/WEST“ sind es Einzelfiguren,
an deren Fersen sich der Film heftet und denen bei Gay-Paraden eisiger
Wind entgegenschlägt: Konter-Aktionen von gewalttätigen
Orthodoxen, von den Behörden gebilligt, lassen nie lang auf
sich warten.
Nicht ganz anders sieht die Lage in Istanbul aus, der liberalen
Hauptstadt und Zentrum der Gay-Community der islamischen Welt. Doch
auch hier – Döndü Kilic erzählt davon in „Das
andere Istanbul“ – verläuft eine scharfe Grenze
zwischen dem diskreten Leben im Privaten und dem öffentlich
verpönten, selbstbewussten Nebeneinander auf der Straße.
Der Konflikt mit der religiös fundierten Heimat ist es auch,
der junge Schwule in dem im Forum gezeigten Film „Be Like
Others“ in eine Privatklinik im Iran treibt. Im Wartesaal
hat die kanadische Filmemacherin Tanaz Eshaghian eine Art Notgemeinschaft
vorgefunden: junge Männer, die teils allein, teils in Begleitung
ihrer Eltern auf einen Termin zur Geschlechtsumwandlung warten.
Der Eingriff mit dem Skalpell ist nicht nur bei Transsexuellen gefragt;
unter den Operationsbereiten finden sich viele Schwule, die sich
von der OP ein Ende ihrer inneren Zerreißprobe versprechen.
Der Film schildert die absurde Konsequenz religiös-dogmatischer
Gesetze im Iran: Geschlechtsumwandlungen gelten dort als legitim
(Transsexualität wird im Koran nicht erwähnt), Homosexualität
dagegen als todeswürdig. Für nicht wenige, so verdeutlicht
Eshaghians anrührender Film, geht die Tortur der Selbstverleugnung
erst nach dem Klinikbesuch richtig los.
Ist es in „Be Like Others“ vor allem die Beengtheit
der Klinik- und Wohnzimmerräume, die das Verlorene der Protagonisten
spürbar macht, so führt der Weg in „A Jihad for
Love“ in eine Welt, die alle zu Vertriebenen macht. Der iranische
Filmemacher Parvez Sharma bereist hierfür verschiedene islamisch
geprägte Länder – darunter Pakistan, Ägypten
oder die Türkei – und schildert Fluchtwege von Männern
und Frauen, denen ihre Heimat die Daseinsberechtigung versagt.
Der Regisseur, der sich als gläubiger Moslem und Ex-Familienvater
zum Schwulsein bekennt, stellt Fragen an offizielle Religionsgelehrte
und plädiert vor ihnen für eine liberale Auslegung des
Korans. So viel Mut bringen nur wenige auf; viele Befragte wagen
es nicht, der Kamera offen ihr Gesicht zu zeigen. Auch wenn „A
Jihad for Love“ keine konkrete Gewalt zeigt, so ist die Bedrohung
greifbar.
In Rosa von Praunheims „Tote Schwule – lebende Lesben“
wird sie noch einmal spürbar im historischen Blick zurück.
In seinem Film-Diptychon verknüpft der Berliner gegenwärtige
lesbische Lebensentwürfe mit den Erinnerungen greiser Männer
an die Schwulenverfolgung im Nationalsozialismus. Die Berichte,
die Praunheim im Laufe von rund zehn Jahren sammelte, sind so unterschiedlich
wie die porträtierten Männer und ihre Lebensstile: Der
eine erinnert sich schwermütig, der andere verschmitzt; und
die Geschichte, die Chansonnier Joe Luga über seine Zeit als
Soldat erzählt, klingt schlicht unglaublich: Der Mann mit dem
schönen Knabensopran überlebte die Ostfront schadlos als
Entertainer in Frauenkleidern – womit er bei den kriegsmüden
Kameraden allseits gern gesehen war.
In „EAST/WEST“ ist es der besonnene Aktivist Alexej,
der seinen ruhigen Kampf vor den abgeriegelten Toren des Moskauer
Parlaments als historische Notwendigkeit begreift. „Make homophobia
history!“, skandiert der von ihm zusammengetrommelte Demonstrationszug,
bevor rechte Schläger mit Fäusten auf ihn losgehen. Dass
der Tag kommen wird, an dem auf dem Roten Platz der Christopher
Street Day gefeiert wird, ist für den jungen Moskauer bloß
eine Frage des Zeitpunkts. Aber auch des Durchhaltevermögens.
Ulrike Rechel
http://www.berlinonline.de/tip/magazin/film/berlinale_2008_queer_cinema/
INTERFAX
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Film about Russian sexual minorities to be shown at Berlinale
Moscow, February 4, Interfax - The EAST/WEST - Sex & Politics
documentary by German director Jochen Hick will be shown at the
Annual International Film Festival Berlinale on February 11.
The film is about Russian sexual minority's attempts to hold a Gay
Pride parade in Moscow, parade organizer Nikolay Alexeyev told Interfax
on Monday.
Hick and his colleagues visited Russia for two years. The director
filmed the two unauthorized Moscow Gay Pride parades of May 2006
and May 2007, the protest against Moscow Mayor Yury Luzhkov during
his meeting with other mayors in London, and a visit of Russian
gay activists to the European Parliament.
Hick's film will vie for the Teddy award as the best movie on gays
and lesbians, Alexeyev said.
http://www.interfax-religion.com/?act=news&div=4236
Hamburger Morgenpost
Interview Agneta Melzer |
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Moskau, Mai 2007: Bürgermeister Lushkov lässt die Gay
Pride gewaltsam niederschlagen. Die Bilder gehen um die Welt. Doch
wie ist der Alltag für Homosexuelle im heutigen Russland wirklich?
Der Hamburger Regisseur Jochen Hick hat für "East/West
- Sex & Politics" anderthalb Jahre lang in Moskau gefilmt.
Das Ergebnis ist jetzt auf der Berlinale zu sehen.
MOPO: Sie haben schon mehrere Filme über Homosexualität
gedreht. Was fasziniert Sie daran?
Jochen Hick: Über Heterosexualität gibt es nun wirklich
genug Filme (lacht). Das andere findet sowohl im Kino als auch im
Fernsehen immer noch viel zu wenig ernsthafte Beachtung. Das möchte
ich gern ändern, denn es gibt Bedarf. Konkret auf Russland
bezogen gibt es ein ähnliches Phänomen: Alle Medien stürzen
sich auf das Land, aber die Situation von Schwulen und Lesben wurde
bislang nur 1991 in einem einzigen russischen No-Budget Film näher
beleuchtet. Dabei kann man am Umgang eines Landes mit sexuellen
Minderheiten das Demokratieverständnis ablesen.
MOPO: Und welchen Eindruck haben Sie gewonnen?
Hick: Russland scheint intoleranter zu werden, auch die orthodoxe
Kirche spielt dabei eine sehr unrühmliche Rolle. Viele Menschen
haben es mittlerweile zu einem gewissen Wohlstand gebracht, was
der Demokratiebewegung paradoxerweise den Wind aus den Segeln nimmt.
Beispielsweise bei der versuchten Gay Pride: Da kommen vielleicht
50 bis 100 Demonstranten aus einer 14-Millionen-Stadt zusammen.
Dies liegt unter anderem daran, dass die wohlhabenderen Homosexuellen
sich relativ gut in ihren Nischen einrichten können. Für
Demokratie zu kämpfen verspricht offensichtlich wenig Statusgewinn.
MOPO: Hatten Sie Probleme mit Zensurversuchen oder ähnlichem?
Hick: Nein, da zu war unser Team wohl zu klein. Allerdings haben
uns viele Menschen in Moskau gewarnt, dass wir wahrscheinlich die
ganze Zeit beobachtet würden. Schwieriger ist es für die
Aktivisten vor Ort. Deren Bewegungsfreiheit ist schon stark eingeschränkt.
MOPO: Wird der Film auch in Russland zu sehen sein?
Hick: Das hoffe ich. Wir sind im Gespräch mit Festivals und
arbeiten an einer russischen Fassung.
http://archiv.mopo.de/archiv/2008/20080213/hamburg/kultur/der_hamburger_regisseur_jochen_hick.html
maha's blog
M. Haase |
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58. Berlinale
Tuesday, February 12th, 2008
Einer meiner Lieblingspodcasts hr2 Der Tag berichtete unter dem Titel:
„Brutalstmögliche Aufklärung“ darüber,
dass bei der diesjährigen Berlinale die Sparte Dokumentarfilm
eine besondere Rolle spielt. Daher wundert es nicht, dass auch ich
in einen Dokumentarfilm geriet, zumal ich ja die Berlinale immer nur
in Auswahl besuche – möglichst wenn sich andere um die
Karten kümmern, denn mir ist der Trubel immer zu anstrengend.
Ich war also gestern Abend in der Premiere von East/West –
Sex & Politics, einem Dokumentarfilm von Jochen Hick (im Gespräch
bei dradio) über die Moskauer Schwulenszene und den Moscow
Pride, die verbotene Demonstration in Moskau.
Der Film war vielleicht nicht so beeindruckend wie Jochen Hicks
Ich kenn keinen – Allein unter Heteros, aber doch sehr interessant,
weil er außergewöhnliche Eindrücke in aktuelle russische
und Moskauer Befindlichkeiten ermöglichte, obwohl man die Angriffe
auf Volker Beck nun schon oft genug gesehen hatte (sogar ich, der
ich gar keinen Fernseher besitze). Berichtet wurde unter anderem
über das Treffen der Bürgermeister europäischer Hauptstädte,
auf dem der Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë den
Moskauer Bürgermeister öffentlich auf die Verbote angesprochen,
Klaus Wowereit jedoch geschwiegen habe, wie Jochen Hick im Anschluss
an den Film berichtete. Das Schöne an der Berlinale ist ja,
dass man gleich mit den Filmemachern sprechen kann. Im Film wird
viel russisch gesprochen, was aber dank der Untertitel gar nicht
so schwer zu verstehen ist (trotz meiner eingerosteten Kenntnisse).
http://www.maha-online.de/blog/category/life-the-universe-everything/kino/
Frankfurter Allgemeine
Zeitung
Leonie Wild |
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Schwule Muslime,
lesbische Mütter
Rosa Zeiten: Eine Dokumentarfilmreise um den Globus
(..)
Die staatlichen Repressalien, an die sich von Praunheims alte Schwule
erinnern und vor denen vier Iraner in „A Jihad for Love"
ins Ausland fliehen müssen, gewinnen in „East/West —
Sex & Politics" von Jochen Hick ein Gesicht: die Fratze russischer
Neofaschisten und orthodoxer Christen, die 2006 und 2007, mit roher
Gewalt, ungehindert durch die russische Polizei, eine Parade homosexueller
Demonstranten in Moskau niederknüppelten — mit dem Segen
des homophoben Bürgermeisters Juri Luschkow durften sie Parolen
wie „Moskau ist nicht Sodom" skandieren. Hick gibt den
Kriegsreporter, fängt den blinden Hass von Passanten ein, die
den Attacken auf die Demonstranten applaudieren, und lässt einen
englischen Homo-Aktivisten eines der größten Rätsel
auf der politischen Agenda Europas lösen: „Ist Russland
eine Demokratie? Russland ist keine Demokratie." Mit seiner Dokumentation
beweist Hick nach „Ich kenn' keinen" über Schwule
in der Provinz ein nächstes Mal, dass er Homosexualität
als politisches Statement versteht. LEONIE WILD
Die Welt
Cosima Lutz |
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(...) Und wer bisher vielleicht dachte, filmisch aufbereitete Gender-Fragen
sind nur etwas für urbane Insider mit Filmstudium, liegt gerade
im Panorama völlig falsch. Die Gefährdung ganz grundsätzlicher
Rechte für alle, wie Meinungs-, Religions- und Versammlungsfreiheit,
das Recht auf die freie Wahl des Wohnsitzes, des Berufs (siehe auch
"Heavy Metal in Baghdad" von Eddi Moretti und Suroosh Alvi)
und des Partners fällt eben besonders dort ins Auge, wo Schwule,
Lesben und Frauen diese Rechte einzufordern wagen. Dass dies mitten
in Europa und in direkter Nachbarschaft zur EU mehr als problematisch
ist, etwa in Russland und der Türkei, zeigen Dokumentarfilme
wie Jochen Hicks "East/West - Sex & Politics", "Das
andere Istanbul" von Döndü Kilic und "Improvvismente
l'inverno scorso" von Gustav Hofer und Luca Ragazzi. Einschüchterung
und die Bereitschaft zur Lynchjustiz werden dort offenbar von einer
breiten gesellschaftlichen Schicht von Homophoben getragen.
MERSI
/ amnesty international
Collin de la Motte-Sherman |
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Obwohl der Film teilweise Filmsequenzen benutzt, die wir aus der Berlinale
des letzten Jahres kennen: der Abstand als Deutscher, aber die Nähe
als Filmermacher zu den Moskauer Pride Events 2006 + 2007, vermittelt
Jochen Hicks Film einen "anderen" Blick. Er zeigt nicht
nur die Politik, sondern bettet sie in die Lebensumstände der
Schwulen und Lesben ein und zeigt den aktiven Hass der Russisch-orthodoxen
Kirche. Wie umstritten die Aktionen von Nikolai Alexeeyev unter den
Lesben und Schwule in Russland auch sind, es wird auch deutlich, was
die Grösse der Aufgaben und Problemen mit denen die LGBT Menschen
in Russland konfrontieren sind, nicht leichter zu überwinden
macht.
Die Argumentation der Gegner von Alexeeyev "Russland ist nicht dafür
bereit", ist verständlich - aber welches Land, welche
Minderheit, welches Volk man nimmt, die Zeit ist nie reif gewesen,
für die mit schwachen Nerven und die, die etwas zu verlieren
haben durch die Gewährung von Menschenrechten für eine
Minderheit oder die Nationalrechte eines Volkes.
VARIETY
Jay Weissberg |
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Violence and internal debate dominate Russia's gay and lesbian
rights struggle in "East West -- Sex & Politics."
By including both activists and apolitical clubbers, vet docu helmer
Jochen Hick ("Sex/Life in L.A.") offers a fuller picture
of the scene than normally found, though focus drifts with such
a widely cast net and uncertain arrangement of information. Still,
there's real power here, especially in scenes of failed gay-rights
marches, and Hick's plan for a shorter version concentrating on
just the political angle may see takers outside the usual gay fest
circuit.
Moscow's disastrous gay-pride parades of 2006 and 2007 received
widespread press coverage, but the full scope of the violence and
police non-intervention, inspired by the homophobic pronouncements
of popular Mayor Yuri Lushkov, comes as a shock. Hick shows the
split between campaigners, such as docu's unquestioned hero Nikolai
Alekseev, and those blaming the activists for an increase in gay
bashing, while also presenting Moscow as an imperfect haven for
the region's largely closeted community. Foreign observers declare,
"This is not a democracy," though who ever thought it
was? Digital lensing works fine on the bigscreen.
EuroGayNews
Feb 5, 2008 |
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RUSSIA: Film about Russian Gays to Be Shown at Berlinale
Tue, 5 Feb 2008 08:11:09
(Russia) - The EAST/WEST - Sex & Politics documentary by German
director Jochen Hick will be shown at the Annual International Film
Festival Berlinale on February 11. The film is about Russian Gays
attempts to hold a Gay Pride parade in Moscow, parade organizer
Nikolay Alexeyev told Interfax on Monday. Hick and his colleagues
visited Russia for two years. The director filmed the two unauthorized
Moscow Gay Pride parades of May 2006 and May 2007, the protest against
Moscow Mayor Yury Luzhkov during his meeting with other mayors in
London, and a visit of Russian Gay activists to the European Parliament.
http://www.eugaynews.com/
Siegessäule
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„East/West“
Regisseur Jochen Hick („Ich kenn keinen”) dokumentiert
die Kämpfe um die Gay Prides in Moskau und porträtiert
russische Homo-Aktivisten ebenso wie völlig unpolitische Schwule
und Lesben.
Hollywood Reporter
Scott Roxborough |
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Sex, politics rife in Berlin fest Panorama
COLOGNE, Germany -- Sex, politics and rock 'n' roll are the themes
running through this year's Panorama, the Berlin International Film
Festival's main sidebar.
Parvez Sharma's "A Jihad For Love," which will open Panorama's
documentary section, Dokumente, looks at the conflict between sexuality
and religion by examining the lives of devout Muslims who are homosexual.
The film was produced by Sandi Dubowski, who looked at similar issues
among gay orthodox Jews in "Trembling Before G-d." That
film debuted in Panorama in 2001 and won Berlin's Teddy award for
the best film with a homosexual theme.
Sexual politics are at the core of several Dokumente entries including
Dondu Kilic's "The Other Istanbul," "Suddenly, Last
Winter" from Italian directors Gustav Hofer and Luca Ragazzi,
Jochen Hick's "East/West" and "Dead Gay Men and Living
Lesbians" by Berlin's own Rosa von Praunheim. (...)
BFI, London
Brian Robinson |
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Fresh from its world premiere at this year's Berlin Film Festival,
EAST/WEST an in-depth account of the attempts to mount a Gay Pride
parade in Moscow in 2006 and 2007. Although providing a valuable record
of headline grabbing attacks on demonstrators such as Peter Tatchell,
Richard Fairbrass and German Euro MP Volker Beck, the film is as much
a portrait of the lives of the march organisers.
Moscow's seemingly vibrant club and bar scene, a gay friendly Orthodox
priest, a gay magazine and a lesbian cruising ground are all seen
in stark contrast to local rightwing fascist neo-Nazi thugs, whose
opposition to gay life is violent and unchecked by the police. There
seems to be a sinister collaboration between the office of the mayor
and the police who share President Putin's fears for the future
of humanity if lesbian and gay lifestyles are encouraged. This film
offers a chilling reminder of the fragile state of the rights of
sexual minorities in Russia.
Brian Robinson
FRONT
MAGAZIN
04/08 |
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Jochen Hick gilt als der wichtigste deutsche Dokumentarist, wenn
es um schwule Lebenswelten geht. Doch sein Interesse an diesem Thema
geht weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Sein neuestes
Werk
„East/West – Sex & Politics“ feierte auf der
diesjährigen Berlinale seine Uraufführung. Seit 2007 ist
er Chefredakteur von Timm TV in Berlin.
3 Fragen an…
Erst „Allein unter Heteros“, dann die Härte
des Sexbusiness in „Cycles of Porn“ und jetzt bei „East/
West“ mitten drin unter Schwulen und Lesben, die auf Moskaus
Straßen Prügel beziehen. Warum gehst du – anscheinend
– gerne dorthin, wo es wehtut?
HICK: Das klingt fast so, als wären Schwule „Warmduscher“,
die ihre eigene Realität in ihrer Tiefe und Tragweite überhaupt
nicht mehr ertragen können, sofern sie nicht „political
correct“ oder harmlos daherkommt. Für mich ist es ganz
erhellend, auch die Härten des Schwulseins ab und zu noch zu
spüren. Zumindest ist Homosexualität offensichtlich immer
noch eine politische Aussage, an der die Gesellschaften auf der
ganzen Welt noch einiges zu knabbern haben.
Hat ein friedliches Nebeneinander unterschiedlicher
Lebenstile und Moralvorstellungen, im heutigen Russland überhaupt
eine Chance?
HICK: Im Moment leider immer weniger, denn die orthodoxe Kirche
und auch muslimische Führer in der Russischen Föderation
mobilisieren und werden zu immer stärkeren Playern. Rechtsnationale
Politiker, aber auch die vielen Verlierer des neuen Wirtschaftsystems
befördern eine fremdenfeindliche Tendenz
und Homophobie.
Betrachtet man sich die Geschichte der schwulen Emanzipationsbewegung
in
Deutschland, dann war es im Grunde eine Minderheit in der Minderheit,
die kämpfte
und auf die Straße ging. Wie ist das in Russland?
HICK Auch in Russland ist dies eine Minderheit, die von der überwiegenden
Mehrheit insgeheim bewundert bis abgrundtief gehasst wird. Wobei
die Ablehnung noch überwiegt. Es ist ein Kampf, der offenbar
(noch) keinen gesellschaftlichen Statusgewinn verspricht, sonst
wären mehr Menschen daran beteiligt – was bei den „Märschen
der Nichteinverstandenen“ um Kasparov ähnlich zu sein
scheint.
Senses
Of Cinema
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In Berlin, gays and straights alike celebrate Christopher Street Day
as a colorful fest. The parade in Moscow, as Jochen Hick demonstrates
in East West - Sex & Politics, generates little support among
Muscovites - and not even among the city's gay community. Although
homosexuality was legalised in 1993 during the initially liberal Yeltsin
reign, Russia suffers from widespread homophobia. Hick chronicles
a number of gays and lesbians, ranging from activists to apolitical
bon vivants, through their daily lives and night-time adventures in
the capital's largely closeted homosexual scene. The 2006 and 2007
parades bookend the film as official indications of the anti-gay sentiment.
Neo-Nazis punch German MP Volker Beck and rough up the British pop
duo Right Said Fred; Russian Orthodox priests protesting the demonstration
chant "Moscow is not Sodom!" Meanwhile, the police arrest
the gays rather than the men assaulting them. Although Hick's project
could use a tighter focus and Stephen Taylor's very British voiceover
grates, the documentary sheds light on this modern-day problem as
a symptom of Russia's inability to democratise its institutions in
the post-Soviet period. East West was perhaps the best of the several
German gay-themed documentaries in the Panorama and Forum categories,
including Das andere Instanbul (The Other Side of
Istanbul) and Rosa von Praunheim's Tote Schwule, lebende Lesben (Dead
Gay Men and Living Lesbians).
http://www.sensesofcinema.com/contents/festivals/08/47/berlin-iff-2008.html
Walks
Through Berlin (Blog)
February 2008 |
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At the moment here in Berlin the 58th Berlinale Film Festival is taking
place. The other night my girlfriend and I dashed to Potsdamer Platz
to see what film we could see. We bought tickets for the above mentioned
film, without knowing what it was. This turned out to be a very good
idea.
'East/West - sex and politics', a film by Jochen Hick, is about
gay and lesbian communities in Moscow, and their struggle in a city
where its mayor, Yuri Lushkov, views them as being 'satanic', and
has banned their gay pride marches in Moscow in 2006 and 2007.
The film starts off with scenes from 2006, where an illegal march
took place. This march was met by counter-demonstrators, including
Neo-Nazis and members and Priests of the Russian Orthodox Church. The film goes on to show the attempts to have a march in 2007 recognised
by the Moscow state. People like Peter Tatchell, the German MP Volker
Beck and other LGBT activists from across the world came to support
them. First they convened in a city hall for a conference, in a
hall surrounded by police to 'protect' those outside from those
inside, before attempting to do a march outside.
The photos at the top of this page. The one on the bottom right
shows Peter Tatchell, the British gay rights campaigner, just after
he was punched by a counter-demonstrator. The police did nothing
to pursue his attacker, rather, they arrested Tatchell himself,
as well as the gay pride organiser Nikolai Alexeyev.
Click on 'East/West - sex and politics' film review' above to see
a film clip of the march. The film goes on to show gay and lesbian life in Moscow, showing
that many small communities live. These communities are very vital,
however. One woman who was at the march was seen on TV and was sacked
from her job the next day.
As it is, the gays and lesbians in Moscow do have their own scene,
and bars and clubs to go to. Moscow is the city in Russia where
they go to, apart from St. Petersburg. Homosexuality is a hidden
issue in Russia and the film shows many people who moved to Moscow
to be more open about their sexuality. For men from places like
Armenia, Moscow gives them a chance to meet other gay men. As it
is, men and women from the Caucus region face a stigmitisation anyway.
The film also shows well the debates between the homosexual communities.
Some are against the gay pride marches, seeing them as being antagonistic
to the Muscovite society and doing more harm than good. A gay man
is quoted as saying that Russians are, by nature, people who are
more tolerant and open behind closed doors. This is something similar
to what I heard in another film, 'Rainbow's End' where anti-gays
in Kraków, Poland were saying that they don't mind what people
do behind closed doors, it's the openness that they hate. I know
from here in Berlin that the Westberlin Aktiongruppe decided, after
1969, that gays and lesbians should be able to have a free life,
not hidden behind closed doors. Whether this is applicable in Moscow
is a debated point.
As it is, I very much recommend this film. It shows the extreme
pressure that gays and lesbians suffer in Moscow, but also shows
their willingness to fight, together with support from people from
other countries.
I cannot pass without commenting on the Russian Orthodox Church.
There were extremely shameful scenes, where those who were physically
attacking those on the gay pride were being blessed by a Priest
who attended the protest. Indeed, this same Priest stirred up the
crowd with the chant 'Moscow is no Sodom', which shows his lack
of knowledge of what Sodom means. I am not being a liberal Christian
in saying that, I am being biblical: 'Behold, this was the iniquity
of your sister Sodom: pride, fullness of
bread, and careless ease was in her and in her daughters; neither
did she strengthen the hand of the poor and needy.' Ezekiel 16:49!
So maybe Moscow is Sodom then. Now, I have a lot of respect for
the Russian Orthodox Church, I attend their services in Berlin and
have used their prayers for years. However, their treatment of homosexuals
is an abomination. When Christians are allied with Neo-Nazis, then
it is deffo not the case that ubi caritas et amor, deus ibi est
(where there is love and charity God is present).
There was however an exception in the film. An Orthodox Priest
took it upon himself to do a ministry to the gay and lesbian communities.
He said that it is a shame that no-one ministers to them, rather,
they exclude them. He visits their homes and listens to them, and
prays with them. He criticised the Russian Orthodox Church by saying
that it has got too involved with politics. He said that they seek
power, which is against the Christian gospel. He is a holy man.
As is Peter Tatchell. He is somewhat infamous in Anglican circles
for his demonstrations in Anglican services, but as far as I am
concerned, the man is a Saint, due to his striving for justice and
willingness to suffer violence for that cause.
I found the film very upsetting and also very moving. You may wonder
what my own personal connection to homosexuals is? Well I have no
real reason, really. I simply see that they suffer a lot of persecution,
and, shamefully enough, from my own (Anglican) Church. I see that
they suffered during the Nazi times, and were a forgotten group
afterwards. Therefore I do the tours in the gay museum in Berlin
(...)
http://walksthroughberlin.blogspot.com/2008_02_14_archive.html
Dokumentarfilmwoche
Hamburg
April 2008 |
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Keine Spur vom Sozialismus - Moskau kann sich zumindest im Zentrum
mit den Metropolen des Kapitalismus messen: Reichtum, Protzigkeit,
auch Schönheit soweit das Auge reicht, Moskau ist nicht mehr
die graue Stadt der Apparatschiks. Doch mit der Demokratie hapert
es, besonders wenn der Grad der Demokratisierung am Umgang der Bevölkerung
mit Minder heiten gemessen wird. Zwar wurde schon
unter Jelzin der Paragraph 121 abgeschafft, der schwul-lesbische Liebe
verbot. Doch Toleranz und Gleich mut im Umgang miteinander haben sich
noch lange nicht eingestellt. Deutlich wurde dies bei den Demonstrationen
zum Christopher Street Day (CSD) 2006 und 2007. Das Demonstrationsrecht
wurde von der Stadt ver wal tung kurzerhand außer Kraft gesetzt
und eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen Demonstranten, religiös
oder rechtsnational gesinnten Gegendemonstranten sowie der Polizei
in Kauf genommen. Zu Schaden kamen neben etlichen russischen Homosexuellen
auch zugereiste Demonstranten aus dem Ausland. Von hier kam sowieso
ein großer Teil der Christopher-Street-Aktivisten. Zur gleichen
Zeit traf Hick am Sommer strand der Moskwa Schwule, die sich von hier
aus ihre Gedanken über die weltweiten Demonstrationen zum CSD,
über Liberalisierungstendenzen in Russland und schwule
Überlebensstrategien in einer homophoben Gesell schaft machen.
Wie wenig lohnenswert vielen die Durchsetzung demokratischer Prinzipien
erscheint, wird am Ende zumindest nachvollziehbar.
ANSA.it
Francesco Gallo |
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» 2008-02-06 14:30
AL FESTIVAL L'ISLAM DI OGGI TRA SESSO E FEDE
dell'inviato Francesco Gallo
BERLINO - Trasversale alle molte sezioni di questa 58ma edizione
del Festival di Berlino c'é, oltre la musica, il difficile
rapporto tra sessualità e l'Islam. Un argomento scottante
e pieno di tabù in cui la cultura islamica, in una sorta
di coming out, mostra la sua sessualità tra conformismo e
trasgressione. Ad aprire la sezione documentari di Panorama ci sarà
intanto 'A Jihad For Love' di Parvez Sharma che guarda al conflitto
tra sessualità e religione esaminando le vite dei devoti
Musulmani omosessuali.
Sharma, indiano di nascita, musulmano e cresciuto fra Gran Bretagna
e Stati Uniti in questo suo film intervista gay musulmani di tutto
il mondo, spaccati fra la fede e l'omosessualità. Per lui,
come ha dichiarato a The Independent, "é importante
non trattare l'Islam come un monolito. Mentre è così
che molti in Occidente vogliono vederlo". E aggiunge, "Troppi
film sull'Islam sono mediati da occhi occidentali. Oggi tutti saltano
sul carro musulmano. Ma pochissimi di quei film rendono giustizia
all'Islam. Peccano di scarsa comprensione".
Il film è prodotto da Sandi Dubowski che aveva già
affrontato il tema degli ebrei gay ortodossi in Trembling Before
G-d. 'Corazones de Mujer' di due registi e produttori italiani Davide
Sordella e Pablo Benedetti che firmano con K. Kosoof, (in arabo
vuol dire eclisse), è un film, girato tra Torino e Marocco,
con soli 50mila Euro sulla sessualità 'altra' nell'Islam
vista appunto da un occidentale. Lo spunto è la storia vera
di un sarto travestito di origine marocchina e di una promessa sposa
araba che vive a Torino e deve recuperare la verginità perduta.
Da qui un viaggio verso Casablanca alla scoperta della sensibilità
islamica verso l'omosessualità e la verginità femminile.
Ancora tra sessualità e politica altri film come 'The Other
Instanbul' di Dondu Kilic, viaggio nelle comunità gay della
metropoli turca, e 'Improvvisamente l'inverno scorsò dei
registi italiani Gustav Hofer e Luca Ragazzi.
Due giovani autori che sono coppia nella vita oltre che sul set,
che tra fiction e documentario indagano sull'omofobia della società
italiana intervistando persone comuni, ma anche esponenti di spicco
della classe politica. E ancora East/West' di Jochen Hicks documentario
del regista tedesco sullo stato delle cose della sessualita 'altra'
a Mosca e 'Dead Gay Men and Living Lesbians' di Rosa von Praunheim,
gay filmmaker e scrittore, nato il 1942 a Riga che ha scelto il
nome d'arte Rosa in ricordo del triangolo rosa appuntato agli omosessuali
nei campi di concentramento nazisti.
Ci sarà poi 'The amazing truth about Queen Raquela' di Olaf
de Fleur Johannesson (Islanda). Una incursione del documentarista
islandese nella fiction con la storia della transessuale Raquela
che viaggia per il mondo in cerca del suo principe azzurro. Torna
sulle violazioni dei diritti umani nel carcere di Abu Ghraib, attraverso
le foto già pubblicate dai media occidentali nelle quali
non mancano i risvolti sessuali a sfondo razzista, 'S.O.P. (Standard
Operating Procedure)', l'atteso film in concorso del premio Oscar
Errol Morris. Infine, arrivano sorprese anche nella ricca e eterogenea
sezione Forum. E' il caso del documentario iraniano 'Be like others'
della regista Tanaz Eshaghian (già al Sundance).
Di scena l'inaspettata realtà sulla controcultura transessuale
in Iran dove cambiare sesso è legale, a dispetto dei valori
più tradizionali di questo paese. E sempre a Forum, nelle
proiezioni speciali, probabilmente farà scandalo il film
del regista filippino Khavn De La Cruz che in 'The Muzzled Horse
of Engineer in Search of Mechanical Saddles', mette in scena con
musica sparata a mille immagini pornografiche e le ossessioni voyeuristiche
per i cavalli da parte di un uomo di Manila appena licenziato.
Deutschlandradio
Wolf Eismann, 24.11.2008 |
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http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/880905/
Mai 2006: Russische Polizisten behindern Nikolai Alexeyev. Der Organisator
der Gay Pride Parade in Moskau wollte Blumen
am Grab des unbekannten Soldaten niederlegen. Neonazis störten
die Parade massiv. (Bild: AP Archiv)
Kämpfen und Verstecken
Jochen Hicks dokumentiert Leben von Schwulen in Moskau
Schwule und Lesben leben gefährlich in Russland. Bei der Gay
Pride 2006 in Moskau werden die Demonstranten von Sicherheitskräften,
militanten orthodoxen Christen und Neonazis attackiert. Filmemacher
Jochen Hicks zeigt in seiner Dokumentation "East West - Sex &
Politics" Bilder der Attacken, porträtiert aber auch die
Kämpfer für mehr Gleichberechtigung und die schwule Subkultur
der russischen Hauptstadt. "Moskau ist nicht Sodom" skandieren
aufgebrachte Passanten im Zentrum der russischen Metropole. Der Aufruhr
richtet sich gegen Homosexuelle, die es hier im Mai 2006 - trotz Demonstrationsverbots
- wagen, öffentlich für ihre Rechte einzutreten. Unter ihnen
auch Volker Beck, Bundestagsabgeordneter der Grünen ... "Es
ist beängstigend, wie hier die offene Gewalt ... Sie sehen das
hier gerade ... - Die Sicherheitskräfte sind nicht präsent
... " (geht im Tumult unter) Kurz darauf wird Beck - mit einer
Platzwunde am Kopf - von der Moskauer Polizei festgenommen. Regisseur
Jochen Hick ist mit seiner Kamera dabei und zeigt die Szene jetzt
in seinem Film "East/West - Sex & Politics", einer Dokumentation
über die schwul-lesbische Szene in der Hauptstadt Russlands.
Offiziell ist Homosexualität in Russland seit 1993 legalisiert.
Der Alltag sieht allerdings anders aus. Auch die geplante Gay-Pride-Demonstration
wurde 2006 kurzerhand verboten. Als die Homosexuellen trotzdem durch
die Stadt zogen, wurden sie von Sicherheitskräften, militanten
orthodoxen Christen und Neonazis attackiert. Nikolai Alekseev, der
den Gay Pride in Moskau organisiert, gibt dennoch nicht auf.
Die Tatsache, dass hier so viele Menschen gegen die Homophobie protestieren,
sagt er, sei fantastisch.
Jochen Hick, Autor, Kameramann, Produzent und Regisseur in einer Person
und bekannt für seine Dokumentationen aus dem schwulen Alltag,
stellt in seinem neuen Film ein rundes Dutzend Schwule und Lesben
vor, die in Moskau leben und ganz unterschiedlich mit ihrer Homosexualität
umgehen. Nicht alle sind - wie Nikolai Alekseev - bereit, für
ihre Rechte auf die Straße zu gehen. Ed Mishin zum Beispiel.
Er gründete in den 90er Jahren ein schwules Internet-Portal,
inzwischen die meist besuchte russische Gay-Site. Seit 2003 ist er
zudem Herausgeber des schwulen Hochglanzjournals KWIR.
Kaum jemand unterstützt die Gay Pride, weil sie unser Leben härter
macht, erklärt er. Wir sehen darin keinen Vorteil. Und auf Alekseev
angesprochen, fügt er hinzu: Dass diese Aktionen die Homophobie
verringern, das sehen wir nicht.
Der Film von Jochen Hick zeigt, dass in Russland ein tiefes Bedürfnis
besteht, in der Mitte der Gesellschaft zu sein. Vielen Schwulen und
Lesben ist es unangenehm, dass die Gay-Pride- Demonstrationen 2006
und 2007 in Moskau ein so großes internationales Presseecho
gefunden haben. Sie befürchten, dass sich die schwulenfeindlichen
Gruppen dadurch noch mehr provoziert fühlen. Gleichzeitig aber
nimmt man staunend zur Kenntnis, dass Berlin beispielsweise einen
schwulen Bürgermeister hat...
Doch die homosexuelle Szene in Moskau ist extrem zerstritten. Viele
der Wohlhabenderen haben es sich zudem einigermaßen bequem in
ihren Nischen einrichten können. Russland ist Business, sagt
Dimitrii Bobrov, ein gefragter DJ der Moskauer Club-Szene. Wir machen
Geld auf verschiedenen Ebenen. Und kein Schwein kümmert es, ob
du hetero, schwul oder lesbisch bist. Solange du deine eigene Öl-Pipeline
hast.
Jochen Hick blickt in seinem Film "East West - Sex & Politics"
hinter die Kulissen des glanzvollen Moskaus, schaut in die Hinterzimmer
der Subkultur, porträtiert einfühlsam Organisatoren, Befürworter
und Gegner der politischen Lesben- und Schwulenbewegung. Zwischendurch
zeigt er
westeuropäische Sympathisanten in London, Brüssel und Genf,
die die Entwicklung mit banger Hoffnung begleiten.
Die Perspektiven sind jedoch alles andere als optimistisch. Auf Druck
der religiösen Rechten werden beliebte Treffpunkte in den Moskauer
Parks von den Behörden abgeriegelt. Alexej Mitrofanow, der einzige
Politiker, der sich für das Versammlungsrecht von Lesben und
Schwulen ausgesprochen
hatte, verpasste bei den Duma-Wahlen im Dezember 2007 nach 14 Jahren
erstmals den Wiedereinzug ins Parlament. Juri Lushkov, als Bürgermeister
von Moskau wiedergewählt, versprach, auch zukünftig dem
"satanistischen Treiben" der homosexuellen Aktivisten Einhalt
zu gebieten.
© 2008 Deutschlandradio
Deutschlandradio Kultur - Fazit - Kämpfen und Verstecken
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/fazit/880905/
Der
Tagesspiegel
27.11.08 Jan Gympel |
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Wie weit es in der Russischen Föderation mit Demokratie und Menschenrechten
her ist, das wurde eindrucksvoll bewiesen, als eine Handvoll Aktivisten
2006 versuchte, in Moskau eine Schwulen- und Lesbendemo zu organisieren:
Die Machthaber hetzten den rechten Pöbel auf oder ließen
ihm zumindest freie Hand, und die Kirche mischte wohl auch mit. In
der eindrucksvollen Dokumentation von Jochen Hick kommen Moskauer
Schwule und Lesben zu Wort. Man erfährt, wie viel schlimmer die
Verhältnisse andernorts in der Ex-Sowjetunion sein sollen, von
der Zerstrittenheit der Aktivisten, seltsamen Allianzen und dem Desinteresse
vieler „Betroffener“. Ein interessanter Einblick in ein
Land, wo diverse Formen des Hasses salonfähig sind, entstanden
über ein Jahr hinweg – bis zum nächsten Versuch eines
„Gay Pride“, dem wieder brutal begegnet wird. Erhellend.
Jan Gympel
„East/West – Sex & Politics“, D 2008, 97 Min., R: Jochen
Hick
Deutsche Zeitung
Moskau
Interview Alexander Heinrich |
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"Aufhängen, umbringen"
Der Doku-Film „East/West - Sex & Politics“ wirft
ein Schlaglicht auf die Situation von Schwulen und Lesben in Russland.
Für den Moskauer Bürgermeister Jurij Luschkow ist die
Sache klar: Homosexualität sei eine Massenvernichtungswaffe“
des Westens, mit dem Ziel, die russische Gesellschaft und ihre Werte
zu untergraben. Zwei Jahre lang hat der Filmemacher Jochen Hick
die Aktivisten der immer wieder verbotenen CSD-Paraden in Moskau
begleitet. Sein Dokumentarfilm „East West – Sex &
Politics“ feierte Mitte Februar auf der Berlinale Premiere.
Alexander Heinrich sprach mit dem Regisseur über Stammtischparolen
und das Schweigen der Mehrheit.
A. Heinrich: Sie haben bereits in der Szene in New
York gedreht und das Leben von Homosexuellen in der deutschen Provinz
beobachtet. Wie sind Sie auf Russland gekommen?
Jochen Hick: Ich habe schon vor einigen Jahren für Arte eine
Dokumentation über Schwule und Lesben in Osteuropa gedreht,
unter anderem in Lettland und in Polen. Dort habe ich Nikolaj Alexejew
kennen gelernt, der die Demonstrationen zum CSD in Moskau organisiert.
Seine Berichte haben mein Interesse geweckt.
Sind Sie bei den Dreharbeiten auf Schwierigkeiten gestoßen?
Wir wurden einige Male von der Miliz aufgegriffen und mussten uns
ausweisen. Andererseits war es kein Problem, Alexej Mitrofanow in
der Duma zu interviewen oder im Umfeld von Gerichtsverhandlungen
zu filmen. Wir wurden beobachtet, aber vielleicht hat man unser
Drehprojekt als zu klein oder unbedeutend eingeschätzt, um
unsere Aufnahmen zu verhindern.
Welchen Vorurteilen begegnen russische Homosexuellen
im Alltag? Auf welche Vorbehalte sind Sie bei Ihren Dreharbeiten
gestoßen?
Der Film fängt viele drastische O-Töne ein: Aufhängen,
Umbringen – das waren solche Sprüche. Andererseits trifft
man auf Leute, die sagen, wir haben nichts gegen Schwule, wir hassen
Kaukasier. Was ich immer wieder feststellen konnte: Die Menschen
wissen in Russland oft viel zu wenig über Homosexualität.
Zwar wurde der Schwulen-Paragraph 121 im Strafgesetzbuch 1993 abgeschafft.
Und trotzdem sind Ärzte zum Beispiel bis heute manchmal unsicher,
ob sie Homosexualität als Krankheit einordnen sollen oder nicht.
Außerdem spielt in Russland die Kirche mit ihrer Haltung gegenüber
Homosexualität eine noch unrühmlichere Rolle als in vielen
anderen Ländern.
In Moskau und St. Petersburg werden CSD-Demonstrationen
regelmäßig verboten. Wer trotzdem demonstriert, wird
festgenommen oder von Milizionären verprügelt. Wie reagieren
Schwule und Lesben auf diese politische Ausgrenzung?
Bis auf eine kleine Gruppe von Aktivisten arrangieren sich die
meisten mit der Situation. Wenn Schwule und Lesben mehr oder weniger
im Verborgenen bleiben und ihre sexuelle Orientierung nicht in der
Öffentlichkeit thematisieren, dann ist das für die schweigende
Mehrheit in Ordnung. Aber diese Art von Toleranz ist natürlich
äußerst labil. Alle Versuche, Christopher-Street-Days
in den Straßen russischer Städte zu etablieren, wurden
bisher unterbunden. Die Minderheit hat also kaum die Chance, auf
ihre Situation aufmerksam zu machen. Und nicht nur das: Solche Demonstrationen
spielen auch eine wichtige Rolle, Gleichgesinnte zu finden, sich
mit der eigenen sexuellen Orientierung zu identifizieren, Selbstbewusstsein
zu entwickeln. Das alles ist in Russland offenbar bisher nicht erwünscht.
Tickt die Szene in Moskau anders als in westlichen
Metropolen?
Moskau ist eine lebendige und für mich eine unglaublich faszinierende
Stadt. Natürlich gibt es hier eine ganze Reihe Clubs für
Schwule und Lesben. Aber gegenüber den geschätzten 15
Millionen Einwohnern ist diese Szene dann doch recht klein und überschaubar.
Außerdem kann sich nicht jeder den Eintritt für die Clubs
leisten. Parkanlagen, in denen sich früher ärmere Schwule
treffen konnten, wurden im vergangenen Frühjahr auf Provokation
christlich-orthodoxer Gruppen geschlossen.
Einerseits gibt es Anfeindungen im Alltag. Andererseits
finden einige bekennende homosexuelle Künstler im Fernsehen
breiten Raum. Sind Sie bei Recherche und Dreharbeiten auf solche
Widersprüche gestoßen?
Ich war vor einigen Jahren auf einem Festival in Perm zu Gast,
und dort sagt jemand zu mir: Was hast du, bei uns gibt es doch Schwule,
zum Beispiel die Tänzer im Bolschoi-Theater und sie werden
sogar geachtet. Klar, es gibt Nischen, in denen Homosexuelle akzeptiert
werden. Aber diese Toleranz spielt sich eben fast nur auf dem Level
des Paradiesvogels ab. Das ist eine Art winziges Toleranz-Ventil
der Gesellschaft und das ist nicht nur in Russland so, sondern überall
auf der Welt, wo Homosexuelle unerwünscht sind. Natürlich
verdient es Anerkennung, wenn ein Künstler in Russland offen
zu seiner sexuellen Orientierung steht. Aber man darf nicht vergessen,
dass diese wenigen Künstler Freiheiten und Möglichkeiten
haben, von denen normalsterbliche Schwule in Russland nicht mal
träumen können.
Muss man den Russen nicht Zeit für eine Entwicklung
zugestehen, die bei uns schließlich auch Jahrzehnte gebraucht
hat?
Klar kann man sagen, dass das eben seine Zeit braucht. Russland
hat keine lange demokratische Erfahrungen, das stimmt und das hat
sicher nichts mit westlicher Überheblichkeit zu tun, wenn man
das erst mal so feststellt. Aber andererseits zeigt sich Russland
zumindest in seinen Metropolen als ein supermodernes Land. Ich habe
den Eindruck, dass der wachsende Wohlstand das Bedürfnis nach
gesellschaftlichen Fortschritten geradezu überrollt. Wenn ich
auf Vorurteile bei Menschen treffe, die wenig Geld haben, die vom
gesellschaftlichen Leben und von politischem Einfluss ausgeschlossen
sind – dann ist das nicht schön, in gewissen Grenzen
aber nachvollziehbar. Aber wenn die politische Klasse vollkommen
desinteressiert an diesem Thema ist, oder in öffentlichen Reden
auch noch verbal auf Minderheiten eindrischt, dann gibt es dafür
einfach keine Entschuldigung. Das sind Leute, die es einfach besser
wissen müssten. Trotzdem findet sich kein Duma-Abgeordneter,
der öffentlich eine Lanze bricht für die Toleranz. Man
mag über Alexej Mitrofanow denken, wie man will – in
dieser Beziehung ist er die einzige Ausnahme. Ich weiß nicht,
ob Toleranz gegenüber Minderheiten im Westen einfach nur ein
besonderes Luxusgut ist, welches man sich in 250 Jahren mühsam
erarbeitete. In Russland wird so etwas jedenfalls im Moment nicht
sonderlich geschätzt.
Werden Sie den Film in Russland zeigen?
Ich hoffe, dass wir East/West auch in Russland zeigen, wir werden
uns darum bemühen. Er ist ein Plädoyer für Toleranz
gegenüber sexuellen Minderheiten – und deren Situation
ist natürlich übertragbar auf alles andere, auf die demokratische
und politische Kultur. Natürlich steht immer der Vorwurf der
Einmischung im Raum: Aber so lange die Situation in Russland so
ist, wie sie ist, darf und muss man auch darauf aufmerksam machen.
Denken Sie, dass das russische Publikum den Film mit
anderen Augen sieht?
Russische Dokumentarfilme stehen in einer anderen Tradition, sie
sind in ihrer Bildersprache, in ihren Aussagen oft sehr geradlinig
und sehr eindeutig. Westeuropäische Filme stellen eher Fragen
und überlassen dem Zuschauer mehr Freiheit für die Interpretation.
„East/West“ ist in diesem Sinne ein sehr vielschichtiger
Film geworden, aber gerade in dieser Vielschichtigkeit ist es eben
auch ein Film, der sich an alle richtet, ob es nun Deutsche oder
Russen oder eben Homo- und Heterosexuelle sind.
The Advocate
Lawrence Ferber |
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Jochen Hick’s East/West -- Sex & Politics documents the
turbulence of recent gay pride efforts in Moscow.
Die TAZ / Hamburg
Klaus Irler |
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taz: Herr Hick, wie lebt es sich als homosexueller Russe in
Moskau?
Jochen Hick: Das ist wie überall auf der Welt auch eine soziale
Frage:
Wenn man viel Geld hat, lebt man auch in Russland ganz gut. Wenn
man wenig Geld hat, dann stehen einem nicht einmal die wenigen Schwulen-Bars
zur Verfügung. Es gibt nicht mal ein Dutzend Bars in Moskau,
einer 14-Millionen-Einwohner Stadt.
Und das bedeutet?
Dass sich die Leute auf der Straße oder in Parks treffen
müssen. Wir haben auch diese Szene im Film wo man sehen kann,
dass die Gregorianer, das ist eine christlich-rechtsnationale Gruppe,
dafür gesorgt haben, dass diese Parks, Treffpunkte für
Schwule und Lesben abgesperrt wurden.
Unter den Aktivisten gibt es welche, das sind zum Teil Studenten,
die wohnen zu zehnt in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung.
Wie haben Sie Ihre Protagonisten gefunden?
Wir kannten durch Vorrecherchen viele Leute. Und dann beginnt man
zu drehen und trifft dabei wieder andere Leute. Zentraler Ausgangspunkt
für unsere Arbeit waren die Veranstalter der Gay-Pride-Paraden.
Jene beiden Paraden in den Jahren 2006 und 2007, bei denen
es zu Ausschreitungen gegen die schwulen Demonstranten kam und die
Polizei zuschaute?
Ja. Wir sind von den beiden Märschen ausgegangen und haben
uns gefragt: Warum gehen da so unglaublich wenige Leute hin? Das
sind ja nie mehr als zwischen 20 und 50 Demonstranten, dazu vielleicht
100 Journalisten und 300 bis 500 Gegendemonstranten. Wie kann es
sein, dass es in diesem Land für so wenige Leute ein Bedürfnis
ist, für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung zu kämpfen?
Und was ist Ihre Antwort?
Dieser Kampf bringt zu wenig Anerkennung - weder innerhalb der
Gruppen, noch innerhalb der Gesellschaft. Auf die Aktivisten wird
herabgeschaut
und es wird gesagt: Im Grunde sind das doch nur ganz große
Looser.
Das ist das Bild, das auch andere Schwule und Lesben von
den Aktivisten haben?
Ja. Es gibt viele Schwule und Lesben, die sagen: Wir wollen eigentlich
nicht, dass das Thema so in die Öffentlichkeit getragen wird.
Die Demonstrationen 2006 und 2007 hatten ja extrem viel internationales
Presseecho. Manche Schwule fanden, dass sich die schwulen-feindlichen
Gruppen wie die Kirche oder die Rechten dadurch erst nochmal richtig
formiert hätten. Die Szene ist extrem zerstritten. Viele sagen,
dass es
eine gewisse Ähnlichkeit hat mit der Situation Ende der 60er
inDeutschland, wo ein paar sehr offensiv waren und der Rest sagte:
Die
Gesellschaft ist noch nicht so weit.
Aber warum werden die Aktivisten als Looser betrachtet?
Es heißt, die Aktivisten wollen mit ihrem Engagement nur
gesellschaftliche Anerkennung erreichen, und ansonsten seien sie
doch
völlig erfolglos und hätten nichts zu melden. Es gibt
in Russland ein unglaubliches Bedürfnis, in der Mitte der Gesellschaft
zu sein. Und da
sind Sie garantiert nicht als schwuler Aktivist mit Forderungen
fürsexuelle Minderheiten.
Wann ist man in Russland in der Mitte der Gesellschaft?
Wenn man bei dem Konsum, in dem Russland schwelgt, mit machen kann.
Das für uns im Westen Rätselhafte ist, dass auch zu den
"Märschen der Unzufriedenen" so wenige Demonstranten
gehen. Es scheint keine große politische Unzufriedenheit zu
geben. Dazu kommt, dass in einem Land, das Kriege führt, selbst
Menschenrechtsorganisationen sagen: Meine Güte, wir haben doch
wirklich andere Probleme, als ein paar umher rennende Schwule.
Welche Reaktionen haben Sie auf den Film erhalten?
Wenn East / West in westlichen Ländern läuft, dann sind
die Aktivisten alles Helden. In Russland sagen die Leute: Der Film
zeigt, was das für
Looser sind. Denn die kriegen nur eins auf die Mütze und schaffen
nichts. Wir haben ja auch dieses christliche Konzept, dass man
Sympathien für den Schwachen hat. In Russland passiert das
seltener. Da wird nur der Erfolgreiche herausgehoben.
Bringt der Kapitalismus nicht immer auch ein liberaleres
gesellschaftliches Klima mit sich?
Es kann sein, dass der Kapitalismus irgendwann etwas an Liberalität
bringt. In den letzten zwei Jahren aber sieht es so aus, dass Russland
sich eigentlich wieder mehr abschottet. Die liberalste Zeit war
vielleicht Anfang / Mitte der 90er. Das schwul-lesbische wird heute
oft als Dekadenz aus dem Westen gesehen, als etwas, das nicht der
Tradition des Ostens entspricht.
Wie sieht die Haltung des Kreml gegenüber Schwulen
aus?
Ende Januar 2007 hat Putin gesagt, er habe Verständnis für
die Bedürfnisse der "sexuellen Minderheit", so werden
die Schwulen und Lesben in Russland bezeichnet. Aber er mache sich
Sorgen um die demographische Entwicklung in Russland - er meinte
damit den Bevölkerungsschwund. Das haben viele Kirchenvertreter
und viele Rechte übernommen, um ihre Schwulenfeindlichkeit
zu begründen.
Was sagt die russische Intelligenz zu diesem Thema?
Es gibt kaum wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Sexualität
in diesem Land. 1993 schaffte Jelzin den Paragraphen 121 ab, der
homosexuelle
Beziehungen unter Strafe stellte, weil das unter anderem eine Bedingung
war, um in den Europarat zu kommen. 1998 verschwand Homosexualität
von der Liste der psychiatrischen Erkrankungen. Davor wurde sie
in der Wissenschaft noch als Krankheit gesehen.
Spiegel Online
27.11.08- Daniel Sander |
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CSD-Parade oder nicht CSD-Parade? Der Dokumentarfilm "East/West
– Sex & Politics" begleitet Protagonisten der Moskauer
Schwulen- und Lesbenbewegung auf der Suche nach sich selbst - und
schildert die Schwierigkeiten der Szene, in einer feindseligen Umgebung
zu überleben.
Um die 14 Millionen Menschen leben in Moskau, da müssten eigentlich
eine ganze Menge Schwule und Lesben dabei sein. Doch 2006 und 2007
fanden sich zur "Moscow Pride", dem Äquivalent zum
international gefeierten "Christopher Street Day", keine
50 Leute, die auf der Straße für ihre Rechte demonstrieren
wollten. Immerhin waren etwa doppelt so viele Journalisten da. Und
zehnmal so viele Gegendemonstranten, um die Schwulen zur Hölle
zu wünschen. Oder zu verprügeln. Die Bilder des blutenden
deutschen Grünen-Politikers Volker Beck, der sich wie einige
andere Westler den wenigen russischen Aktivisten angeschlossen hatte,
gingen um die Welt. Freie Liebe unter Schwulen und Lesben, so die
Botschaft, scheint in Moskau unerwünscht. Umso nötiger
wäre es, dass Schwule und Lesben sich einer Parade anschließen,
bei der es um ihre Selbstbestimmung geht. Aber wenn sich kaum ein
Moskauer für seine Rechte einsetzt, wozu braucht es dann die
Unterstützung aus dem Westen? Das fragte sich auch der deutsche
Dokumentarfilmer (und mittlerweile auch als Chefredakteur des Schwulensenders
"Timm" bekannt gewordene) Jochen Hick und begann mit der
Dokumentation "East/West – Sex & Politics",
die am Donnerstag ins Kino kommt. Hick hatte sich zuvor schon höchst
spannend und unterhaltsam mit dem schwulen Alltag in Kalifornien
("Sex/Life in L.A.") und der deutschen Provinz ("Ich
kenn' keinen – Allein unter Heteros") auseinandergesetzt.
Dieses Mal also hängte er sich an die Truppe um den russischen
"Pride"-Organisator Nicolai Alexejew, um zu schauen, was
denn da los ist.
Es ist ein deprimierendes Bild, das Hick in "East/West –
Sex & Politics" von der Schwulen- und Lesbenbewegung in
Moskau zeichnet. Denn Alexejew und seine Handvoll Kampfeswilliger
sind nicht nur bei den Ultrareligiösen verhasst – selbst
in der schwulen Szene gelten sie vielen als Verlierer, die alles
nur noch schlimmer machen. Selbst Ed Mishin, erfolgreicher Verleger
der größten russischen schwulen Website und eines Magazins,
lehnt politischen Aktivismus ab und hält Alexejew für
einen profilneurotischen Spinner. Wie viele andere findet er, dass
es doch alles nicht so schlimm sei für Schwule und Lesben in
Moskau, man könne ganz gut leben, solange man sich einigermaßen
ruhig verhalte. Eine Parade würden die Konservativen nur als
Provokation empfinden, und am Ende gäbe es nur noch mehr Beschränkungen.
Dass sich so viele Westler an dem Umzug beteiligen, empfinden einige
in der Szene sogar als Provokation, andere halten es für die
übliche Belehrung der arroganten Westler.
Hick versucht, eine möglichst ausgeglichene Perspektive zu
finden und lässt in seiner formal ungewohnt konventionellen
Doku viele verschiedene Protagonisten zu Wort kommen, vielleicht
ein paar zu viele. Ein erfolgreicher DJ, dem es vor allem um Glamour
geht, ein bisexueller Fotograf, der nicht versteht, wo das Problem
liegt, ein Aktivist, der seinen Freund bei einem Angriff von Neonazis
verloren hat und selbst halbtot geprügelt wurde, ein schriller
Travestiekünstler, eine Ikone der Lesbenbewegung – es
gibt keine Einheit, keinen gemeinsamen Willen, kein Ziel, dem sich
alle verschreiben mögen. Am Ende lässt einen dieser Film
noch ratloser zurück als am Anfang. Das macht ihn nicht weniger
wichtig.
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,592942,00.html
Der Biograph
24.11.2008 |
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Doku über den Umgang mit Homosexualität in Moskau: Vergleiche
mit Päderasten und Satanisten seitens der Bevölkerung belegen
den rückständigen Umgang mit der sexuellen Minderheit. Zumindest
im begrenzten Blickwinkel des Films erlebt man eine aggressive Bevölkerung,
während politisch aktive Schwule, die für die erste Gay-Pride
Moskaus kämpfen, auch in den eigenen Reihen umstritten sind.
(he)
http://www.biograph-online.de/info-122681
Frankfurter Algemeine
Zeitung
29.11.2009 - verena Lueken |
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East/West Sex & Politics
Schwules Leid Es gibt keine Schwulenbewegung in Russland, die vereint
gegen die oft gewaltsame Homophobie und gegen die Diskriminierung
aufgrund sexueller Orientierung kämpfen würde. Es gibt
Aktivisten mit internationalen Verbindungen, Einzelkämpfer
und eine große Anzahl Homosexueller, die ohne politischen
Ehrgeiz und ohne Engagement für mehr Demokratie versuchen,
ihr Stück vom Kuchen neuer Freiheit und neuen Geldes abzuschöpfen.
Jochen Hicks begleitet in seinem Dokumentarfilm Vertreter all dieser
Lebensformen, wobei die 2006 und 2007 initiierten Gay Pride Parades
eine lose Klammer bilden. Wir lernen auf diese Weise eine große
Anzahl von Menschen kennen, und besonders jener Junge namens Aleksei,
der aus einer aramäischen Familie stammt, bleibt in Erinnerung.
Er sieht aus wie eine Figur aus einem Turgenjew-Roman, blass, dünn
und traurig, und seine Geschichte ist herzzerreißend. Sein
Vater war als Schwuler interniert und im Lager umgekommen, seine
große Liebe wurde erschlagen, von denselben Leuten, die ihn
ins Koma prügelten. Ihm gebührte ein eigener Film. lue.
(www.faz.net Text: F.A.Z., 29.11.2008, Nr. 280 / Seite 36)
007-berlin.de
November 2008 |
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"Anknüpfend an die mit Gewalt aufgeladenen Moskauer CSDs
2006/07 porträtiert die Dokumentation das lesbisch-schwule Leben
in der russischen Hauptstadt. Der Film blickt in die Abgründe
von Lethargie und Resignation, zeigt aber auch die Vielfalt von Überlebensstrategien
und die Kraft des Widerstands."
Kultur Spiegel
(Print)
24.11.2008 |
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Als Chronist der Lebenswelten schwuler Männer hat sich Dokumentarfilmer
Hick bislang unter anderem den USA ("Sex/Life in L.A.")
und der deutschen Provinz ("Ich kenn' keinen") gewidmet,
stets mit sehr erhellenden und überaus unterhaltsamen Ergebnissen.
Sein neuer Film über die sich erst langsam formierende Schwulenbewegung
in Moskau und ihren umstrittenen und selbsternannten Anführer
Nikolai Alexejew ist da im Vergleich ziemlich konventionell geraten.
Interessante Einblicke gibt es trotzdem, vor allem was die gutgemeinte,
womöglich aber eher kontraproduktive Einmischung von Aktivisten
aus dem Westen betrifft.
Fluter - www.fluter.de
27.11.08 - Ingrid Beerbaum |
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East/West - Sex & Politics
Leben und Lieben im Verborgenen
Ingrid Beerbaum | Kinostart: 27.11.2008
Vor zwei Jahren gingen die Bilder des am Kopf blutenden Bundestagsabgeordneten
Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen ) um die Welt. Er hatte
an der Moskauer Gay Pride Demonstration teilgenommen, die mehr Rechte
für russische Homosexuelle forderte. Beck wurde dabei von rechten
Ultranationalisten verprügelt, was eine kurze internationale
Welle der Entrüstung nach sich zog. Den russischen Lesben und
Schwulen half das aber nicht. Zwar wurde schon 1993 der Paragraph
121 abgeschafft, der einvernehmliche homosexuelle Handlungen zwischen
Männern unter Strafe stellte. Trotzdem bekennt sich nur eine
verschwindende Minderheit in Russland zu ihrer sexuellen Orientierung
oder engagiert sich gar politisch. Der Großteil will nur seine
Ruhe und lebt seine Neigung im Verborgenen. Denn wer sich in Russland
wodurch auch immer von der Masse abhebt, wird schnell zum
sozialen Außenseiter. Mit einer Ausnahme: Man hat viel Geld.
Dann kann man leben, wie man will. So empfindet es jedenfalls der
erfolgreiche russische DJ Dmitrii Bobrov, einer der Protagonisten
aus Jochen Hicks Dokumentarfilm "East/West - Sex & Politics".
Ausgehend von den Bildern der Gay Pride Demonstrationen 2006/07 zeigt
Hick, wie vielfältig in Moskau heute homosexuelles Leben ist.
Politische Aktivisten und Menschenrechtler treffen auf überdrehte
Nachtschwärmer und Lebenskünstler. Wie auch schon in seiner
Dokumentation "Ich kenn keinen" über ältere Schwule
in der deutschen Provinz taucht er in die Welt seiner Protagonisten
ein, besucht sie in ihren Wohnungen, zeigt sie bei der Arbeit oder
im Nachtleben. Nebenbei kommen auch Sympathisanten wie ein aufsässiger
orthodoxer Priester, einige EU-Parlamentarier oder ein fragwürdiger
russischer Politiker zu Wort. Ebenso lässt er Passanten und Vertreter
der russischen Ultrarechten sprechen, die aus ihrer homo- und fremdenfeindlichen
Einstellung keinen Hehl machen. Gerade jene Aussagen zeigen, wie weit
Russland nach westlichen Maßstäben von Demokratie entfernt
ist. Denn diese misst sich auch am Umgang mit so genannten Minderheiten.
Wenn aber selbst der Moskauer Bürgermeister Luschkov Lesben und
Schwule öffentlich als Satanisten bezeichnet, scheint es damit
nicht weit her zu sein. Der Kampf der wenigen Aktivisten/innen scheint
also beinahe aussichtslos. Am Ende kann man nachvollziehen, warum
die Mehrzahl der Lesben und Schwulen am politischen Kampf nicht interessiert
ist. Sie wollen einfach nur ihr Leben leben.
Ingrid Beerbaum
Katholischer
Filmdienst
1.12.2008 - Ulrich Kriest |
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East/West – Sex & Politics
Dass es in Berlin einen Regierenden Bürgermeister gibt, der gesagt
haben soll: „Ich bin schwul, und das ist auch gut so!“,
sorgt in Moskauer Schwulen-WGs noch immer für ungläubiges
Staunen. In Moskau ticken die Uhren leider noch etwas anders: Wenn
Homosexuelle hier die Öffentlichkeit der Gay Pride-Paraden suchen,
müssen sie damit rechnen, beschimpft, verhaftet oder verprügelt
zu werden. Dann stehen ihnen alte Mütterchen gegenüber,
die sich fortwährend bekreuzigen, während sie die Homosexuellen
als „Ausgeburt der Hölle“ beschimpfen. Oder bärtige
Anhänger der russisch-orthodoxen Kirche, deren martialisches
Auftreten an die Hell’s Angels gemahnt. Die Bilder von den gewaltsamen
Ausschreitungen der Gay Pride-Paraden 2006 und 2007 gingen durch die
Medien, auch, weil westliche Beobachter wie der Grünen-Politiker
Volker Beck damals körperlich attackiert wurden, obwohl der Artikel
121 des russischen Strafgesetzbuches, der männliche Homosexualität
unter Strafe stellte, bereits unter der Regierung Jelzin abgeschafft
wurde. Für die westlichen Beobachter der Gay Pride-Paraden steht
nach den Ausschreitungen fest, dass Russland keine Demokratie ist.
Ihr moralischer Protest basiert auf der Forderung nach der Universalität
der Menschenrechte.
Doch was zunächst ganz klar und deutlich scheint, wird in
Jochen Hicks Film „East/West – Sex & Politics“
durch eine Weiterung der Perspektive schnell widersprüchlich,
komplex und schwer durchschaubar. Da ist Putin, der öffentlich
erklärt, dass ihn Homosexualität nur unter demografischen
Gesichtspunkten sorge (und der für eine solch dämliche
Bemerkung nicht ausgelacht wird!). Da ist der Moskauer Bürgermeister
Yurii Luzhkov, der die Gay Pride-Paraden verhindern will, weil sie
Propaganda seien und der auf einer internationalen Konferenz im
Beisein von Klaus Wowereit sagt, Tabakwerbung werde schließlich
auch verboten. Da ist die junge Fernsehjournalistin, die vor laufender
Kamera erklärt: „Wenn sie den ganzen Tag Propaganda für
oder gegen Schwule sehen, denken Kinder mehr über dieses Thema
nach, als es gut für sie ist.“ Da ist der im Umgang mit
Kameras gewiefte Gay-Aktivist und Organisator der Gay Pride-Paraden,
Nikolai Alekseev, der über gute internationale Kontakte verfügt,
allerdings innerhalb der Moskauer Gay Community viele Kritiker hat.
So kritisiert Ed Mishin, Herausgeber mehrerer homosexueller Publikationen,
ganz offen die Relevanz der Gay Pride-Paraden, weil sie die homophobe
Aggression der russischen Gesellschaft gewissermaßen wie unterm
Brennglas konzentriere. Mishin plädiert entschieden gegen ein
offensiv öffentliches Auftreten: „Es ist alles schlecht
und homophob, aber privat ist es freundlich und offen. Wie üblich
in unserem Land, alles passiert verdeckt.“
Hicks Film liefert eine Menge Hinweise, dass Mishins Einschätzung
richtig sein könnte, wenn er mit der Kamera durch die schwule
Subkultur Moskaus flaniert und Eindrücke des ausgelassenen
Nachtlebens sammelt. Je mehr AktivistInnen, Künstler, DJs und
andere Personen vor der Kamera zu Wort kommen, desto verwirrender
wird die Situation. Beklemmend sind die Bilder von den Gay-Pride-Paraden,
die etwas von der staatlich tolerierten Pogromstimmung erahnen lassen.
Noch beklemmender sind die vielen Erzählungen über konkrete
Gewalterfahrungen im Alltag, unter denen nicht nur sexuelle Minderheiten
zu leiden haben. Zur Homophobie gesellen sich offene Xenophobie
und rechtsradikale Schlägertrupps, die die Interessen einer
wieder erstarkten russisch-orthodoxen Kirche wahrnehmen, die ihren
politischen Einfluss auf Schule, Armee und Parlament erweitern will
und sich als politische Kraft zu etablieren versucht.
Gleichzeitig erfährt man – angesichts der Schilderungen
von Gewaltakten durchaus staunend –, dass die Verhältnisse
in Moskau vergleichsweise liberal sind. Internationale Proteste
würden die politischen Eliten Russlands nicht kümmern,
wirtschaftliche Sanktionen dagegen zeitigten schnell Wirkung. Letztlich
führt Hicks äußerst sehenswerter Film nachdrücklich
vor Augen, dass Menschen, die Erinnerungen an Jahrzehnte der Unterdrückung
und willkürlichen Gewalt mit sich herumtragen, eine differenzierte
und differente Verständlichkeit von Begriffen wie „Freiheit“
oder „Öffentlichkeit“ haben, die man nicht vorschnell
vom Tisch wischen sollte. Jochen Hick ist mit „East/West Sex
& Politics“ eine ganz erstaunliche und in ihrer Vielstimmigkeit
faszinierende Annäherung an den russischen Alltag gelungen,
unterlegt, dies nur am Rande, mit einem vorzüglichen Soundtrack
elektronischer Musik.
Kurzkritik: East/West – Sex & Politics
Ambitionierter Dokumentarfilm von Jochen Hick, der Einblicke in die
Schwulen-Szene in Moskau gewährt und dabei mit jener extrem homophoben
Gewalt konfrontiert, mit der reaktionäre Gruppen auf die Szene
und ihre Gay-Pride-Paraden reagieren. Er beschreibt aber ebenso die
Grabenkämpfe und unterschiedlichen Interessen innerhalb der Homosexuellen-Bewegung.
Der vielschichtige und informative Film zeichnet ein differenziertes
Bild der russischen Gesellschaft und ermöglicht eine aufschlussreiche
Annäherung an den russischen Alltag.
Tip Berlin
27.11.2008 |
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Print Ausgabe:
Online Ausgabe: Moskau gibt sich gern als Russlands dynamisches
Zentrum. Doch wenn es um die Freiheit gesellschaftlicher Minderheiten
geht, sieht die Realität bitter aus.
Das zeigt Jochen Hicks Doku über Moskaus Gay Community. Nur
wenige mutige Einzelkämpfer machen sich vor dem Stadtparlament
für gleiche Rechte stark - und ernten dafür verbale und
handgreifliche Attacken. Ein ernüchternder Blick auf die russische
Gegenwart.
Süddeutsche
Zeitung
30.11.08 - Suzan Vahabzadeh |
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Heimlich überleben
Kein Problem, wenn"s keiner merkt: Ein Film über Schwule
in Moskau
Schwulsein in Moskau, finden viele Leute, mit denen Jochen Hick für
seinen Dokumentarfilm "East/West - Sex & Politics",
sei gar nicht so ein großes Problem - immer vorausgesetzt, dass
es keiner merkt. Es geht hier doch, sagt einer, "sowieso nur
um Öl, Gas und Geld." Schwulsein in Moskau, lehrt uns dieser
Film, ist unter bestimmten Umständen vielleicht wirklich gar
nicht so schlimm - wenn man beispielsweise Öl, Gas oder genügend
Geld hat, um anderswo zu leben.
Hick hat eine Reihe von Moskauer Homosexuellen begleitet, die versuchten,
2006 und 2007 einen Christopher Street Day zu organisieren, ein
Unterfangen, das überwiegend wegen der blutigen Nase bekannt
wurde, die sich der zugereiste Bundestagsabgeordnete Volker Beck
dabei geholt hat - nur eine kleine Gruppe Demonstranten fand sich
jeweils dazu ein, um sich dann von wütenden Gegendemonstranten
von der Straße prügeln zu lassen. Unterstützung
von oben ist nicht zu erwarten - Putin sieht man, wie er in der
Duma das Argument der Rechtsradikalen zitiert, dass die Russen aussterben,
Moskaus Bürgermeister Luzhkov bekräftigt, dass er keine
Schwulenparade in seinen Straßen will. Eine Szene von schwarzem
Humor - er lehne jede Propaganda ab, argumentiert Luzhkov, und die
Kamera schwenkt auf einen der Konferenzgäste - auf das befremdete
Gesicht des Berliner Kollegen Klaus Wowereit.
So feindlich sich Moskau seinen Homosexuellen gegenüber geriert,
es ist doch ihre Metropole - der einzige Ort in Russland, wo sie
überhaupt eine Chance haben, sich auszuleben. Aber bitte im
Verborgenen - nicht mal in den eigenen Reihen gibt es Unterstützung
für die Parade, wird der Sinn einer öffentlichen Diskussion
gesehen. Hicks Protagonisten bewegen sich in einer Gesellschaft,
die nichts je in Zusammenhang zu setzen scheint - wie Demokratie
und Toleranz zusammenhängen, oder dass man rechtsradikaler
Gewaltausbrüche auf den Straßen nicht Herr wird, in dem
man alles vermeidet, was diese provozieren könnte.
"Sex/Life in L. A." und andere Filme von Hick schwelgen
in Melancholie; wenn das hier so anders aussieht und schlichter
strukturiert ist, liegt das ielleicht daran, dass es eher ums nackte
Überleben geht - um Skinhead-Übergriffe und wirtschaftliche
Existenz. "East/West - Sex & Politics" bewegt sich
lange zwischen Aufbruch- und Untergangsstimmung. Am Ende siegt der
Untergang. SUSAN VAHABZADEH
EAST/WEST - SEX & POLITICS, D 2008 - Regie, Buch und Kamera:
Jochen Hick. Mit: Evgeniya Debryanskaya, Nikolai Alekseev, S. Sagaydak,
97 Minuten.
Polar Online
Katharina Sobottka |
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16 Jahre nach Auflösung der Sowjetunion und mitten in Putins
"gelenkter Demokratie": Russland ist wieder wer. Aber die
Menschenrechte sind nun gänzlich irrelevant..
Das Demokratieverständnis einer Gesellschaft kann man am Umgang mit ihren
Minderheiten ablesen: Vor 15 Jahren, in der Jelzin-Ära, wurde
der Artikel 121 des russischen Strafgesetzbuches abgeschafft, der
männliche Homosexualität unter Strafe stellte, und seit
1999 steht Homosexualität in Russland auch nicht mehr auf der
Liste der Geisteskrankheiten. In dieser Phase entwickelte sich die
erste Welle der russischen Lesben- und Schwulenbewegung und erhielt
tatkräftige Hilfe aus europäischen Ländern. Von der
»International Lesbian and Gay Association« (ILGA) initiierte
und der EU finanzierte Lesben- und Schwulenzentren in Moskau und
Petersburg schlossen jedoch bald wieder. Nach ersten CSD-Veranstaltungen
in großen Städten — Kulturwochen ohne Demonstration
— versank die Bewegung Mitte der 1990er wieder in der Versenkung.
Derzeit weht der gesellschaftliche Wind in Russland aus einer anderen
Richtung: Der Duma-Abgeordnete Aleksandr Chuev brachte 2005 einen
Gesetzentwurf ein, der "Propaganda für Homosexualität"
verbieten sollte. Dieser wurde nur knapp abgewiesen. Für den
"normalen Russen" sei Homosexualität schlicht "unrussisch",
befinden weitere Duma-Abgeordnete. Und die russische Geistlichkeit
— egal ob orthodox, muslimisch oder jüdisch — ist
sich in einem Punkt ganz einig: Homosexuelle gehören ausgepeitscht.
Mindestens.
Moskva Gay Pride
Bild 2: Mit Bibel und Kreuz in der geballten Faust und jederzeit
gewaltbereit — aufRechte russische Orthodoxe.
Dennoch (bzw. gerade deshalb) organisierten Nikolai Alekseev, Evgeniya
Debryanskaya, Aleksei Davydov u. a. 2006 den ersten Gay Pride in
Moskau. Da der Bürgermeister von Moskau, Jurij Luzhkov [1],
die Demonstration verboten hatte, beschlossen die Organisatoren,
stattdessen Blumen am Grabmal des Unbekannten Soldaten nieder zu
legen (siehe Bild 1). Klingt patriotisch, wurde aber als Provokation
aufgefasst: Nationalistische und orthodoxistische (wie lautet nur
die Entsprechung zu islamistisch?) Gegendemonstranten prügelten
auf die wenigen russischen und ausländischen Teilnehmer ein.
Die Polizei beschränkte sich darauf, die Opfer am Wegrennen
zu hindern. Dabei wurde u. a. der Bundestagsabgeordnete Volker Beck
durch einen Steinwurf verletzt: Gewalt gegen Homosexuelle in Moskau.
Auch 2007 wurde die "Satanshow" (O-Ton Luzhkov) verboten.
Deswegen unterzeichneten 40 Europaparlamentarier eine Petition zur
Versammlungsfreiheit, die der Stadtverwaltung vor dem Moskauer Rathaus
übergeben werden sollte. Die Reaktionen von homophober Öffentlichkeit
und präsenter Staatsgewalt (inkl. der berüchtigten OMON-Miliz)
glichen denen in 2006. Einziger Unterschied: Diesmal wurde Volker
Beck verhaftet, bevor er von einem Stein getroffen werden konnte.
Auf der Berlinale 2007 war eine Dokumentation mit dem Titel Moskva.
Pride ’06 über den ersten russischen CSD zu sehen, die
allerdings den Charme" eines Urlaubsvideos und viele, viele,
viele Längen hatte.
Glücklicherweise war auch der Dokumentarfilmer Jochen Hick
bei dieser Demo und dem zweiten Versuch in 2007 zugegen. In seinem
Film mit dem sperrigen Titel »East/West — Sex &
Politics« schaut er hinter die Kulissen, porträtiert
Organisatoren, Befürworter, aber auch Gegner einer politischen
Lesben- und Schwulenbewegung, baut Brücken nach London, Brüssel
und Genf zu westeuropäischen Sympathisanten. Er porträtiert
ebenfalls die, für die der Kampf um Demokratie keine lohnende
Perspektive ist: Ob der Strand der Moskva und abends der Club lockt
oder auf automatische Verbesserung der Verhältnisse im Laufe
der Zeit gesetzt wird. In »East/West — Sex & Politics«
entfaltet sich ein Panorama lesbischer und schwuler Überlebensstrategien
im heutigen Moskau.
"Viele Menschen haben es mittlerweile zu einem gewissen Wohlstand
gebracht, was der Demokratiebewegung paradoxerweise den Wind aus
den Segeln nimmt", meint Jochen Hick, "beispielsweise
bei dem versuchten Gay Pride: Da kommen vielleicht 50 bis 100 Demonstranten
aus einer 14-Millionen-Stadt zusammen. Dies liegt unter anderem
daran, dass die wohlhabenderen Homosexuellen sich relativ gut in
ihren Nischen einrichten können. Für Demokratie zu kämpfen
verspricht offensichtlich wenig Statusgewinn." Zu Wort kommen
Menschenrechtler, Lebenskünstler, ein windiger Politiker, ein
abtrünniger orthodoxer Priester, der auch für Lesben und
Schwule da ist, und zufällige Passanten. Die Kamera begleitet
die Protagonisten durch die Straßen von Moskau, in der Metro,
bei Arbeit, Sport und Spiel, besucht sie in ihren Wohnungen, erkundet
das lebhafte Nachtleben mit ihnen.
http://www.polaronline.de/druckversion.php3?id_article=1073
AOL.DE
Nov 2008 |
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East/West - Sex & Politics
Beschreibung:
Russland gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftsmächten
unseres Jahrhunderts. Während der Kapitalismus unaufhaltsam
voranschreitet, bleibt die Weiterentwicklung demokratischer Strukturen,
vor allem hinsichtlich des gesellschaftlichen Umgangs mit Minderheiten,
auf der Strecke. Regisseur Jochen Hick zeigt den Alltag einer kleinen
Gruppe homosexueller Menschen in Moskau, die teilweise fernab des
nicht immer gewaltfreien Kampfes um politische und soziale Akzeptanz
originelle Überlebensstrategien gefunden haben. Mit "East/West"
drehte Jochen Hick eine weitere Dokumentation über die Lebenswelten
homosexueller Menschen, erstmals abseits westlicher Schauplätze
wie Nordamerika oder England, zu denen jedoch immer wieder Brücken
geschlagen werden. Der dabei aufgezeigte Unterschied ist enorm:
Die öffentliche Anerkennung von Homosexualität geht einher
mit der Durchsetzung des Demonstrationsrechts in Russland, welches
für die Liberalisierung des gesamten Landes die Voraussetzung
bildet. Nüchtern zeigt Hick die Beweggründe einiger Homosexueller,
sich bedeckt zu halten. Ein Film über ein kleines Paralleluniversum
innovativ geführter Lebensstile.
Kino.de
27.11.08 - (bf) |
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Putins "gelenkte Demokratie" ist vor allem gelenkt, aber
nicht demokratisch. Den wahren Zustand eines Landes kann man leicht
an seinem Umgang mit eigenen Minderheiten ablesen: Die schwul-lesbische
Bevölkerung in Russland kämpft seit Jahren um ihr verbrieftes
Recht auf Demonstration und Akzeptanz. Von Religiösen wie Rechtsnationalen
schlägt ihnen nur Hass und Gewalt entgegen, was so manchen Homosexuellen
zu ungewöhnlichen (Über-)Lebensstilen nötigt.
Nüchtern dokumentiert Jochen Hick nach Deutschland und den
USA die Lebenswirklichkeit Homosexueller in Russland. Im autoritären
Land dominiert Rohstoff-Kapitalismus grober Prägung. Für
Schwule und Lesben hat man indes keine Toleranz übrig, sondern
nur brutale Übergriffe.
KRITIK:
Russland gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftsmächten
unseres Jahrhunderts. Während der Kapitalismus unaufhaltsam
voranschreitet, bleibt die Weiterentwicklung demokratischer Strukturen,
vor allem hinsichtlich des gesellschaftlichen Umgangs mit Minderheiten,
auf der Strecke. Regisseur Jochen Hick zeigt den Alltag einer kleinen
Gruppe homosexueller Menschen in Moskau, die teilweise fernab des
nicht immer gewaltfreien Kampfes um politische und soziale Akzeptanz
originelle Überlebensstrategien gefunden haben. Mit "East/West"
drehte Jochen Hick eine weitere Dokumentation über die Lebenswelten
homosexueller Menschen, erstmals abseits westlicher Schauplätze
wie Nordamerika oder England, zu denen jedoch immer wieder Brücken
geschlagen werden.
Freiheit in Russland: Der Unterschied, der dabei deutlich wird,
ist enorm: Die öffentliche Anerkennung von Homosexualität
geht einher mit dem schwierigen Kampf um das Demonstrationsrecht
in Russland, welches für die Liberalisierung des gesamten Landes
die Voraussetzung bildet. Nüchtern zeigt Hick die Beweggründe
einiger Homosexueller, sich bedeckt zu halten. Ein Film über
ein kleines Paralleluniversum innovativ geführter Lebensstile.
GAB
November 2008 |
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http://gab.epaper.publigayte.com/2008/2008-12/18-19_media_film.pdf
Deutsche
Filme
Nov 2008 |
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Deutsche Gesellschaftsdokumentation von Jochen Hick über die
"gelenkte Demokratie" von Vladimir Putin, der ganz offensichtlich
mehr lenkt als demokratisiert. Vor allem die homosexuelle Bevölkerung
Russlands bekommt das zu spüren, kämpft sie doch seit
Jahren um das Recht auf Akzeptanz. Doch die religiöse, wie
auch die rechtsnationale Gemeinde in diesem großen Land schlägt
mit Hass und Gewalt dagegen...
http://pikas.elitas.com/deutsche-filme.de/film.php?id=1593
Kulturküche
28.11.08 |
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Anders gestaltet sich East West - Sex & Politics. Die vergebene
Spannung im ersten Teil holt die Dokumentation von Jochen Hick im
weiteren Filmverlauf nämlich wieder auf. Der Regisseur portraitiert
die schwul-lesbische Szene in Russland, genauer gesagt in Moskau,
die in der Gesamtbevölkerung auf Ablehnung, vor allem auf Verteufelung
durch Kirche und Staat trifft. Ende Januar 2007 feixte Putin bei
einer Pressekonferenz vordergründig, dass er natürlich
Verständnis für die Bedürfnisse der "sexuellen
Minderheiten" habe, aber er mache sich eben doch auch Sorgen
um die demographische Entwicklung in seinem Land, womit er den Rückgang
der Geburtszahlen meinte. Ein Spruch, den die orthodoxe Kirche und
Rechte als Erklärung für ihre Schwulenfeindlichkeit übernehmen
sollte. Den roten Faden im Film bildet die Vorbereitung und Durchführung
der Gay Parade 2006 und 2007, die dann mit Gewalt von Gegendemonstranten
und staatlichen "Ordnung"skräften teils recht brutal
auseinander getrieben wurde. Parallel portraitiert Hick einige Mitglieder
der internationalen schwul-lesbischen Szene, auch der Grüne
Politiker Volker Beck kommt immer wieder zu Wort, nachdem er vor
Ort allerdings augenscheinlich recht oberflächlich Stellung
bezog. Spannender wird die innere Zerstrittenheit innerhalb der
kleinen russischen Community dargestellt: so kommen viele Transen
und Schwule zu Wort, die die in ihren Augen auch aufgrund von Unterstützung
einer der beiden "T.A.T.U."-Möchtegernlesben aufgesetzt
erscheinende Gay Parade nachdrücklich ignorieren oder gar verachten.
http://www.kulturkueche.de/november08/kinomix_november08_2.htm
MÄNNER
Dez 2008 - (ja) |
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Moskau vor einem Jahr am Vortag eines erneuten Versuchs einer schwul-lesbischen
Demonstration. Die Stimmung ist angespannt, die Organisatoren, Sympathisanten
und Beobachter aus Wesreuropa geben ihre Einschätzung der Lage.
"Die Polizei ist verantwortlich für die Sicherheit der Veranstaltung"
beschwört Nikolai Alekseev, Initiator der Demo. "Sie sind
gut über unsere Planungen informiert." Bereits zu diesem
zeitpunkt ahnt man als Zuschauer, dass es keine Parade wie in Köln,
Paris oder London werden wird. Was am Ende bleibt, ist der Eindruck,
dass die Sicherheitskräfte dei Demonstranten nur allzu gerne
ihren gewalttätigen Gegnern überlassen.
Jochen Hick hat sich für seinen neuen Dokumentarfilm , wie schon
vor zwei Jahren für "Rainbow's End" in die schwul-lesbischen
Szenen begeben begebn, die nicht in hippen Club-Reports und trendy
Hotel-Storys auftauchen. Er zegt sechs Männer und Frauen, die
als Aktivisten, als Fotografen, Clubbesitzerinnen oder einfach als
Privatmenschen, ihr scwules und lesbisches Leben zu leben. Geschichten
aus dem Alltag von Hoffnung und Angst, von Motivation und Enttäuschung
lassen den Zuschauer verstört und desillusioniert zurück.
Moskau scheint 16 jahre nach dem Zusammenbruch des Kommunismus weiter
denn je entfernt zu sein. Zwischen Berlin und der russischen Hauptstadt
liegen etwa 1.800 Kilomneter Luftlinie, zum Vergleich: Biszum Yumbo
Center auf Gran Canaria ist es mehr als doppelt so weit.
Sächsische
Zeitung
18.12.08 -Anreas Körner |
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Moskau ist nicht Sodom!
Jochen Hicks Dokumentation „East/West – Sex &
Politics“ und Homosexualität in Russland.
Offiziell wird nicht mehr bestraft. Paragraf 121 der langjährigen
sowjet-russischen Gesetzgebung, nach der „homosexuelle Handlungen
unter Männern“ verboten waren, wurde 1993 unter Boris
Jelzin abgeschafft. Lesben ihrerseits waren niemals verfolgt. Offiziell.
Seit 1998 gilt Homosexualität zudem nicht mehr als psychiatrische
Krankheit. Endlich Demokratie in Moskau und im großen, weiten
Land? „Betroffenen“ Männern und Frauen vergeht
das Lachen, hören sie Sprüche dieser Art.
Es gibt eine Szene in Jochen Hicks Dokfilm, die lässt einen
zivilisierten Bürger Europas – und Russland bemüht
sich sehr dazuzugehören – erschaudern. Moskaus Bürgermeister
Luschkow wird auf einer Konferenz in London nach seiner Haltung
Schwulen, Lesben und deren öffentlichen Aktionen gegenüber
gefragt, und sagt sinngemäß, dass er sich Propaganda
dieser Art nicht gefallen lasse. Man müsse sich schützen,
„so wie sich andere Länder gegen Tabakwerbung schützen.“
Klaus Wowereit, für Berlin im Plenum sitzend, bleibt akkurat
stumm. Wie es ausgerechnet im bekennenden Homosexuellen in diesem
Moment ausgesehen hat, ist nur zu ahnen. Auch der damalige Präsident
Russlands begegnet einer Journalistenfrage mit nahezu ungekünsteltem
Ausweichen. Putin: „Ich kann Ihnen nur sagen, dass wir ein
riesiges demografisches Problem haben.“ Will meinen, Russland
fehlen die Kinder. Und, wen haben wir denn da als vermeintliche
Ursache ausgemacht?
Nur wenige Menschen in Russland trauen sich, eins und eins zusammenzuzählen.
Wenn nicht einmal 100 Demons-tranten kommen, um zum jährlichen
„Gay Pride“ öffentlich zu marschieren, noch dazu
Aktivisten aus mehreren Ländern, dann bläst für jene
Rückenwind, die von wenig beachtenswerten Minderheiten reden.
Die wahren Schicksale fallen unter den Teppich. Was sich allerdings
formiert, ist der öffentliche Hass, der mit Gewalt einhergeht
und demgemäß beantwortet wird. Die Kamera zeigt das,
die Mikrofone „hören“ hin. „Moskau ist nicht
Sodom!“ schreit ein Mann aus dem Pulk der Gegendemonstranten.
Die orthodoxe Kirche züngelt hübsch mit am Flämmchen,
weiß Vorurteile zu schüren. Der Staat greift ein und
zu. Entschlossen.
„East/West“ beobachtet und porträtiert Frauen
und Männer wirklich, statt sie nur zu streifen, zeigt Zerstrittenheit
und Aktionismus, Stolz und Wut, Selbstschutz und Lüge –
offenbart Realitäten. Doch ein Dok-Filmer ist kein Chefankläger.
Irgendwann fällt der Satz, dass Russland liberal sei. Liberaler
zumindest als andere Ex-Sowjetrepubliken. Da mag man längst
nicht mehr beruhigt zuhören…
„East/West – Sex & Politics“ - kino im dach,
DD
hinnerk
Januar 2009 - Axel Schock |
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Die Meldungen und Fotos von den blutig geschlagenen Demonstranten
Volker Beck und "Right said Fred"-Sänger Richard Fairbrass
beim Moskauer Gay Pride sind durch die Zeitungen gegangen und auch
über den aufgebrachten Mob aus Neonazis und radikalen Orthodoxen
hat man gelesen. Diese bedrohliche Szenerie nun aber auf der Leinwand
zu erleben – in der sich abgrundtiefer Hass gegen eine sexuelle
Minderheit in unmittelbarer Gewalt Bahn bricht, die von den direkt
daneben stehenden Ordnungskräften tatenlos geduldet wird –
das lässt einem den Atem stocken. Filmemacher Jochen Hick (Teddy-Gewinner
2003 mit Ich kenn keinen – Allein unter Heteros) geht mit diesen
Bildern erfreulicherweise sehr behutsam und alles andere als sensationsheischend
um, was ihre Wirkung keineswegs schmälert. Er bleibt in erster
Linie nüchterner Dokumentarist, der das Geschehen in einen größeren
Zusammenhang einbindet.
Zwei Jahre lang hat Hick die Vorbereitungen zu den immer wieder verbotenen
Schwulen- und Lesbenparaden in Moskau mit der Kamera intensiv beobachtet.
Lediglich ein Häuflein Mutiger wagt diesen Kampf um elementare
Menschenrechte – die anderen, das ist die bittere Erkenntnis,
sitzen derweil lieber zum Bräunen am Strand der Moskwa oder amüsieren
sich in den Discos. "Es ist üblich in unserem Land alles
undercover zu tun", sagt der Herausgeber der einzigen schwulen
Zeitschrift Russlands. Warum also die Menschen im Lande mit Demonstrationen
provozieren? Man hat sich mit dem Leben im Verborgenen arrangiert.
Und auch solche Arrangements zeigt Jochen Hick mit dem gleichen feinfühligen
wie kritisch-distanzierten Blick. Schwule Überlebensstrategien,
bei denen die Hoffnung auf einen Demokratisierungsprozess längst
aufgegeben ist.
East/West – Sex & Politics ist gerade für Zuschauer
aus dem liberal-aufgeklärten Westen ein verstörend-beängstigendes
Lehrstück. Darüber zum Beispiel, wie schnell Stammtischparolen
in die Tat umgesetzt werden können, sobald Kirche und Staat sie
offenherzig unterstützen. Und darüber, wie viel Russland
durch Öl- und Gas-Milliarden bereits vom Kapitalismus, wie wenig
aber über Demokratie gelernt hat.
AS
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