Deutschland/USA 1998 (englische Originalfassung mit dt.
UT)
Typ: |
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Dokumentarfilm |
Dauer: |
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90 Minuten |
Format: |
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Farbe, 16 mm, 1:1,33 |
Ton: |
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Mono, Lichtton |
Originalversion: |
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Englische OF (Dt. Version
mit deutschen Untertiteln) |
Gedreht an Originalschauplätzen in
Los Angeles und Palm Springs, Kalifornien
Gefördert durch:
- Hessische Filmförderung (Produktion /
Vertrieb)
- Filmförderung Hamburg (Festivalpräsentation)
Drehort-Story:
Der Film entstand während einiger mehrwöchiger
Aufenthalte in Los Angeles im Jahr 1997. Erfreulicherweise gelang
es mir einige der bedeutendsten Idole des schwulen Lebens von L.A.
für den Film zu gewinnen, um mir über ihr Leben in L.A.
zu berichten...
Tony Ward, der von vielen Los Angelinos als "greatest
living Gay icon" gesehen wird. Ich traf ihn in einem Café.
Tony empfand daß die Chemie zwischen uns stimmte und ihm gefiel
die Idee, seinen ganz intimen Alltag im Film zu portraitieren -
jenseits dessen, was andere und vor allem die Öffentlichkeit
immer in ihm sehen oder sehen wollen. Zwei Tage später begannen
wir seinen Filmteil frühmorgens mit seiner Meditation und seinem
sich anschliessenden Bad. Wir haben uns noch öfter getroffen,
mal nur zum Essen, mal mit Kamera, mal ohne, mal nur für ein
Interview. Für viele Neugierige wird die oft gestellte Frage
nach Tonys sexuellen Präferenzen in diesem Film beantwortet
werden - auch wenn dies für manchen enttäuschend sein
mag.
Tony Ward zurück im Business (Sisley Reklame an der Piazza
Navona in Rom, September 2003)
Cole Tucker Als ich ihn zum ersten Mal traf, drehte
er gerade seinen zweiten Pornofilm in einem schwulen Resort in Palm
Springs. Cole war sehr aufgeregt und beindruckt von dem ganzen Genre
schwule Filmproduktion. Inzwischen hat er bereits ein Dutzend Filme
gedreht und man kennt ihn in der ganzen Welt als Inbegriff des tätowierten
Ledermanns von Pornofilmen und Videocovers. Cole geht es nicht um
das Geld, das er mit Porno verdienen kann, denn Geld macht er in
seinem Hauptberuf genug. Für ihn ist es die Verwirklichung
eines Traums und auch ein Festhalten von Potenz und Kraft eines
(nebenbei HIV-positiven) Mannes auf Video. Denn: Video vergeht nicht,
während man selbst altert...
Matt Bradshaw fährt gerne mit dem 50-Jahre
Strassenkreutzer seines Grossvaters herum. Anfang 1997 war er noch
ein sehr gefragtes Model, ein Pornstar der "A-Klasse".
Er wurde für sechs Video Awards nominiert und hat zwei davon
gewonnen: "Best Top" und "Best Group Scene".
Als ich ihn traf war er oft unterwegs, als Gogotänzer für
Showveranstaltungen gebucht, in Miami, New Orleans, San Francisco
und in vielen anderen Städten. Mitte des Jahres schien sein
Stern etwas gesunken zu sein, er sei eventuell "overexposed"
(d.h. zu oft in Film zu sehen) gewesen. Doch dies hatte er ohnehin
für irgendwann einmal erwartet...
Kevin Kramer möchte "glamour" ins Pornobusiness
zurückbringen, deshalb sei es einfach wichtig ein"pretty
boy" zu sein. Er arbeitet hart an seiner Karriere, tritt in
einem Theaterstück auf (Thema: Sex), versucht ins ernste Fach
zu wechseln, denn: warum sollte ihm nicht gelingen, was Tracy Lord
auf weiblicher Seite gelungen ist. Kevin wohnt in einem sehr kleinen
Apartment in North Hollywood, jenseits der Hollywood Hills, auch
Studio City genannt. Abseits von dem Trubel West Hollywoods aber
nah genug, um West Hollywood in 10 Minuten zu erreichen...
David arbeitet auf dem Santa Monica Boulevard. Seine beliebteste
Ecke ist die Bushaltestelle bei der Querstrasse LaBrea - direkt
neben Dr. Carls Fast Food. Seit fast 17 Jahren ist er dort auf der
Strasse, entweder macht er seine Liegestützen direkt auf dem
Bürgersteig oder er geht auf einen öffentlichen Turnplatz,
von dem ihn der Hausmeister am liebsten vertreiben möchte...
John Garwood war erst sehr schüchtern. Er wollte in einem Film
auftreten - aber auch wieder nicht. Mehrere Wochen hatte er in einer
Sex- & Drug Rehabilitationsklinik verbracht, eine Institution, die
sich besonders auf schwul-lesbische Klientel spezialisiert hat.
In gross-formatigen Anzeigen wird für einen vermeintlichen
Ausweg aus der Misere mit der sexuallen Sackgasse geworben. Die
Anzeige steht in Konkurrenz mit den anderen Produkten und wirbt
mit einem sehr erotischen nackten Mann. So lautet denn auch die
erste Frage, wenn der Blick auf die Anzeige fällt: "Wer
ist das Model?"...
Patrick Morgan besitzt zwar ein Auto, aber keinen Führerschein.
Eine Lizenz berechtigt ihn zum Fahren mit einem Beifahrer, sofern
dieser einen Führerschein besitzt. Nachts schläft er in
seinem Auto. Ein kleines Heizgerät hat er auch, welches er
per Kabel bei einem Bekannten ans Netz schliesst. Wenn er bißchen
Geld hat, um in einem der billigen Motels Hollywoods zu übernachten,
ist dies nicht unbedingt besser, denn die County Sheriffs haben
die jungen Männer ohne festen Wohnsitz auf dem Kieker und durchkŠmmen
die Motels. Schlimm wird es mit den Kontrollen jenseits von Fairfax
Avenue, dort wo West Hollyood und das reiche Beverly Hills beginnen
- denn diese Stadtteile will man besonders sauberhalten...
Rick Castro, der Co-Regisseur von HUSTLER WHITE hat bereits
viele Jahre lang Stricher vom Santa Monica Boulevard in sein Fotostudio
eingeladen, um sie zu fotografiern. Rick versucht mit seiner Ästhetik
des Unvollkommenen und Improvisierten dem zunehmenden Druck des
offiziellen schwulen Geschmacks entgegenzutreten. Letzterer besteht
aus glattrasierten, bodygebuildeten und sonnengebräunten Körpern
- für Rick ein Synonym für Asexualität.
Ron Athey sah ich erstmals als begeisterter Zuschauer auf
einer Performance im Rahmen der "Six-Sex-Weeks" in Hamburg,
wo er u.a. DELIVERANCE vorstellte. Die Idee, einen ganzen Film über
ihn, seine Tournee in Kroatien und sein Umfeld in Los Angeles zu
gestalten, liess sich in Deutschland nicht finanzieren. Mittlerweile
gibt es einen amerikanischen Dokumentarfilm über Ron, der vor
kurzem in Rotterdam uraufgeführt wurde. Die Underground-Künstlerszene
in L.A. ist nicht sehr gross, jeder kennt sich, eine kleine verschworene
Gemeinschaft, zu der auch u.a. Rick Castro und Vaginal Davis gehören.
Es gibt sehr viel spannendes Material, auf das verzichtet werden
musste. Sicherlich hätte man auch einen Film über nur
eine Person machen können, oder über drei. Doch keine
Version hätte für mich darstellen können, was diese
Zusammensetzung an Persönlichkeiten schafft: ein eindrückliches
Bild von "SEX / LIFE IN L.A.".
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