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OUT IN OST-BERLIN

Für Vorstellungen der u.g. Protagonisten bitte hier klicken! Oder das Presskit als PDF downloaden.

Die Protagonisten sind:

Peter Bausdorf
Bettina Dziggel
Michael Eggert
Andreas Fux
Marinka Körzendörfer
Marina Krug
Klaus Laabs
Jürgen Litfin
Gerhard Plöse
Christian Pulz
Michael Raimann
Peter Rausch
Eduard Stapel
Peter Tatchell

Und:

Wolfgang Beyer
Lothar Dönitz
Fred Frumberg
Dieter Neuendorf
Brigitte Schütze
Bernd Stapel

Kurzbiografien der Protagonisten, in der Reihenfolge ihres Auftretens im Film:

Peter Bausdorf
geboren 1942 in Berlin. Von Beruf Puppenspieler. Sein Coming Out erlebte er in den 50er Jahren. Seine homosexuellen Schulfreunde und er bezeichneten sich selbst als "Verzauberte". Der Bau der Mauer trennte ihn von seinem ersten Freund, der in Westberlin lebte. Mit seinem jetzigen Freund Dieter ist er seit 48 Jahren zusammen. Peters Traum war es, ein "ganz normales Leben zu führen". Mit seinem Freundeskreis veranstaltete er große Partys mit bis zu 50 Gästen und eigens inszenierten Travestie-Programmen.

Jürgen Litfin
geboren 1937 in Berlin. Bruder von Günther Litfin, der am24. August 1961 bei seinem Versuch, durch den Humboldthafen schwimmend nach Westberlin zu gelangen, von DDR Grenzpolizisten erschossen wurde. Er war das erste durch Schüsse getötete Maueropfer. Das NEUE DEUTSCHLAND bezeichnete Günther Litfin in zwei diffamierenden Artikel am 1.9. und 2.9.1961 als "Puppe", einen kriminellen Homosexuellen, der sich in Ost-Berlin seine Opfer gesucht habe. In Westberlin wurde ihm ein Gedenkstein gestiftet. Jürgen Litfin wehrt sich vehement gegen den Verdacht, sein Bruder Günther sei homosexuell gewesen. Er betreibt heute unweit des Humboldthafens, wo sich auch der Gedenkstein für seinen Bruder befindet, einen ehemaligen Mauerturm als Gedenkstätte. 2001 veröffentlichte das NEUE DEUTSCHLAND einen ausführlichen Artikel, der die Ereignisse und Berichterstattung von 1961 zum Gegenstand hatte.

Marina Krug
geboren 1960, aufgewachsen auf dem Gelände der Jugendhochschule Wilhelm Pieck am Bogensee, wo ihr Vater Marxismus/Leninismus unterrichtete. Sie bezeichnet ihre Kindheit in dieser "politischen Kolonie" als "märchenhaft". Mit 8 Jahren zog ihre Familie nach Apolda bei Erfurt, wo sie erstmals die DDR Wirklichkeit erlebte. Schon sehr jung fühlte sie sich mehr zu Mädchen als zu Jungen hingezogen und litt unter dem Mangel an Information und möglichen Alternativen in der DDR. Während des Studiums an der HUB lernte sie andere lesbische Frauen kennen und erlebte ihr Coming Out. Sie brach ihr Studium ab, engagierte sich gegen die drohende Wehrpflicht für Frauen in der DDR, gründete 1983 mit anderen lesbischen Frauen den Arbeitskreis „Homosexuelle Selbsthilfe - Lesben in der Kirche“ bei der Gethsemanegemeinde. Im April 1985 war sie eine der Organisatorinnen der vereitelten Kranzniederlegung für die lesbischen Opfer des Faschismus im ehemaligen KZ Ravensbrück. Zunehmend geriet sie in Konflikt mit ihrer Familie und dem Land, das diese repräsentierte. 1986 kehrte sie der DDR den Rücken und lebt seitdem in Westberlin. Sie unterrichtet Deutsch für Grundschüler mit Migrationshintergrund.

Klaus Laabs
geboren 1950 in Berlin. Sein Vater war in den 50er Jahren Staatssekretär für Volksbildung. Von Kindesbeinen an interessierte sich Klaus für Politik und wollte "ganz oben mitmischen". Dabei verfolgte ihn die permanente Angst, dass irgendjemand seine Homosexualität erraten könne. Er studierte Diplomatie in Moskau, wurde aber, weil er dort "nicht hinein passte", nach drei Jahren relegiert. 1979 begann er ein zweites Studium an der HUB. Er erlebte sein Coming Out und engagierte sich in den Anfang der 80er Jahre entstehenden Schwulen- und Lesbengruppen. Sein Ziel war es, innerhalb der SED die Schwulenfrage zu diskutieren. Als Konsequenz wurde er 1984 aus der Partei ausgeschlossen und verlor seine beruflichen Perspektiven. Er profilierte sich als literarischer Übersetzer und wurde Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR. Seine engagiert kritische Distanz zur DDR bewahrte er bis zu deren Ende. Das MfS leitete 1988 einen Operativen Vorgang gegen ihn ein. Im Oktober 1989 beteiligte er sich aktiv an den Demonstrationen gegen die Parteiführung. Klaus arbeitet bis heute als literarischer Übersetzer, vornehmlich aus dem Spanischen.

Christian Pulz
geboren 1944, aufgewachsen in Bad Elster. Er ahnt früh von seiner Homosexualität, entwickelt Angst- und Schuldgefühle, die lange Zeit sein Leben prägen. Durch einen Freund schließt er sich einer christlichen Gruppe an und erlebt eine "Blitzbekehrung". Während seines Theologie Studiums in Leipzig lernt er die schwulen Klappen (öffentliche Toiletten) kennen. Aufgrund der Indiskretion eines Kommilitonen wird im Theologischen Seminar seine Homosexualität "ruchbar". Die offene Feindschaft der meisten Dozenten und Mitstudenten zwingt ihn, sein Studium abzubrechen. Er arbeitet als Buchhändler, Ende der 80er Jahre als Sozialfürsorger. Anfang der 80er Jahre in Leipzig bei der Evangelischen Studentengemeinde und später in Berlin – zunächst in Hohenschönhausen, dann bei der Bekenntnisgemeinde in Berlin Treptow – gründet Christian mit Gleichgesinnten Arbeitskreise, in denen sich Lesben und Schwule für ihre Emanzipation engagieren („Schwule in der Kirche – Arbeitskreis Homosexuelle Selbsthilfe“). Während der Friedenswerkstatt 1983 in Rummelsburg hat die Gruppe unter dem Motto „Lieber ein warmer Bruder als ein kalter Krieger“ ihren ersten öffentlichen Auftritt. Nach der Wende war Christian von 1990 bis 1995 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und jugendpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Marinka Körzendörfer
geboren 1960 in Berlin. Ihre Mutter war aktiv in der SED. Marinka interessierte sich schon als Kind für Politik. Warum die sowjetische Armee in die Tschechoslowakei einmarschierte, konnte sie nicht nachvollziehen. „Die ersten Fragen begannen.“ Sie studierte Journalistik an der KMU in Leipzig. Erst mit ca. 30 Jahren hatte sie ihr Coming Out als lesbische Frau. Sie engagierte sich im Arbeitskreis „Homosexuelle Selbsthilfe - Lesben in der Kirche“ bei der Gethsemanegemeinde, war gemeinsam mit Marina Krug und Bettina Dziggel beteiligt an der m April 1985 von der Staatsmacht vereitelten Kranzniederlegung für die im KZ Ravensbrück ermordeten lesbischen Frauen. Marinka bedauerte es, dass so viele der engagierten Frauen die DDR verließen. Eine Übersiedlung in den Westen kam für sie nicht in Frage. Während der Wendemonate Oktober/November 1989 engagierte sie sich am Kontakttelefon der Bürgerrechtler. Sie arbeitet heute als Bibliothekarin.

Peter Rausch
geboren 1950 in Berlin, als Sohn einer kommunistischen Arbeiterfamilie. Er wuchs in der Frankfurter, damals Stalin-Allee auf. Nach seinem Wehrdienst bei der NVA studierte er von 1971 bis 1975 Elektroniktechnologie an der HUB. In seiner Einzimmerwohnung in der Rathausstraße in Berlin Mitte, neben dem Roten Rathaus. gründete er mit Michael Eggert und anderen Gleichgesinnten im Februar 1973 die HIB – Homosexuelle Interessengemeinschaft Berlin. Ziele der HIB waren: Familie zu sein, Aufklärung über Homosexualität in der DDR Öffentlichkeit sowie Aufklärung innerhalb der „Szene“ zu leisten. Die HIB drehte mehrere 8mm Filme, organisierte Veranstaltungen und Feste sowie ein eigenes Kabarett. Durch Eingaben an Staatsorgane wollte man als Verein staatliche Anerkennung finden. Die endgültige Ablehnung ihres Anliegens bedeutete für Peter einen „inneren Bruch“. Er engagiert sich auch heute noch im Vorruhestand für lesbische und schwule Belange, vor allem im Sonntagsklub. Mit seinem Freund Lothar lebt er in Berlin Tegel.

Michael Eggert
geboren 1953 in Berlin. Er war neben Peter Rausch einer der Mitgründer und aktivsten Mitglieder der HIB. Nach dem Ende der HIB engagierte er sich in den 80er Jahren in kirchlichen Gruppen und später im säkularen Sonntagsklub.

Peter Tatchell
geboren 1952 in Melbourne, lebt in London. Engagierte sich schon als junger Mann für die Rechte von Lesben und Schwulen. Dank seiner guten Kontakte zu linken Parteien und Jugendorganisationen erhielt er eine Einladung zu den Weltfestspielen der Jugend und Studenten 1973 in Berlin. Durch Vermittlung schwuler Aktivisten in Westberlin lernte er Peter Rausch und Micha Eggert kennen, die ihn unterstützten. Während der Weltfestspiele verteilte er tausende Flugblätter und trat während eines öffentlichen Symposiums für die Emanzipation Homosexueller ein. Im Vorfeld der Abschlusskundgebung wollte er mit einem Plakat seinen Forderungen Nachdruck verleihen, wurde aber von britischen Delegierten körperlich angegriffen. Peter ist bis heute einer der international bekanntesten LGBT-Aktivisten.

Bettina Dziggel
geboren 1960 in einem Dorf bei Dresden. Kam 1981nach ihrem Ingenieur- Studium in Halle/Wettin nach Berlin. Sie beteiligte zunächst in Friedensgruppen, war 1983/84 eine der Gründerinnen des Arbeitskreises „Homosexuelle Selbsthilfe - Lesben in der Kirche“ bei der Gethsemanegemeinde, in dem sie sich bis zum Ende der DDR engagierte. Arbeitet heute als Erzieherin mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung.

Michael Raimann
geboren 1956 in Berlin Prenzlauer Berg. Unkompliziertes Coming Out. Lehre als Verkäufer (abgebrochen) und Fotograf. Lebte Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre in Warschau. Organisierte mit Freunden in einer besetzten Wohnung im Prenzlauer Berg, Partys und Performances, die noch heute Gesprächsthema sind. 1983: Travestie-Kabarett „El-Friede muss bewaffnet sein“ in einem Hinterhaus im Prenzlauer Berg. 1984 Ausreise nach Westberlin. Tritt unter dem Pseudonym Marie Marlene von P als Chansonsänger in Berliner Varietés und international auf.

Andreas Fux
geboren 1964 in Berlin Lichtenberg. Lernte bei der Deutschen Reichsbahn Elektromonteur, interessierte sich aber eigentlich für Fotografie. War fasziniert vom Prenzlauer Berg und der dortigen Kulturszene. Mit einem amerikanischen Freund (Fred Frumberg), der an der Komischen Oper als Praktikant und Assistent bei Harry Kupfer arbeitete, reiste er 1985 nach Prag. Am Grenzbahnhof in Bad Schandau wurde er verhaftet und verhört. Man warf ihm vor, er habe die DDR illegal verlassen wollen. Sein Ausweis wurde einbehalten. Zurück in Berlin warb ihn das MfS, unter Ausnutzung seiner prekären Situation (keine reguläre Arbeit, schwierige Familienverhältnisse, keine Wohnung) als Inoffiziellen Mitarbeiter. Er sollte Informationen und Fotos über die kirchlichen Arbeitskreise beschaffen, und stand vor dem moralischen Dilemma, diejenigen ausspionieren zu sollen, die seine Freunde waren. Andreas Fux war in Ostberlin der erste Fotograf von Männerakten. Einige wurden noch vor der Wende im MAGAZIN veröffentlicht. Ein Studium und die Mitgliedschaft in Berufsverbänden waren ihm verwehrt. Andreas lebt heute noch im Prenzlauer Berg als anerkannter Fotograf.

Eddy Stapel
geboren 1953 in Bismark (Altmark). Studierte zunächst Journalistik, dann Theologie in Leipzig. War 1982 gemeinsam mit Christian Pulz Mitgründer des Arbeitskreises Homosexualität bei der Evangelischen Studentengemeinde in Leipzig. Setzte sich in der Kirche für die Ordination offen schwuler Priester ein, weshalb ihm das Priesteramt verwehrt wurde. Von 1985 bis 1990 war er Angestellter für Schwulenarbeit bei der Evangelischen Stadtmission in Magdeburg. Er engagierte sich vehement für die Gründung von Arbeitskreisen Homosexualität in vielen, auch kleineren Städten der DDR und befand sich deshalb im Visier der Staatssicherheit. Sein Dossier füllt mehr als 10 dicke Aktenordner. Nach der Wende war er unter anderem Mitgründer des LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschland). Er lebt in Bismark mit seinem Bruder Bernd. Seit 2011 ist er Bürgermeister der Kleinstadt.


u.v.a.m.



 

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